Pneumonie vs. Beckenfraktur bei älteren Menschen

PatientInnen fortgeschrittenen Alters, die mit einer Pneumonie ins Krankenhaus aufgenommen werden, haben ein doppelt so großes Risiko zu sterben, wie solche mit einer Beckenfraktur, aber viele ältere Menschen sind nicht in der Lage, die Risiken von Pneumonien richtig einzuschätzen. Zu diesem Ergebnis kommt eine von Leslie Grammatico-Guillon (Universität Tours) geleitete Studie, die auf der europäischen Tagung für klinische Mikrobiologie und Infektionskrankheiten (ECCMID) vorgestellt werden soll.

Eine Pneumonie ist eine häufig auftretende Entzündung der Lungen, die lebensbedrohlich sein kann, insbesondere für ältere Menschen. Trotzdem sind die meisten älteren Menschen nicht in der Lage, ihr eigenes Risiko bezüglich einer Lungenentzündung richtig einzuschätzen und beugen nicht geeignet vor, greifen vor allem zu wenig auf die vorhandenen Impfungen zurück.

Dagegen ist bekannt, dass sich ältere Menschen vor allem vor Beckenfrakturen (und vor Stürzen im Allgemeinen) fürchten. Um der Tendenz, Pneumonien zu unterschätzen, entgegenzuwirken und zu einer Steigerung der Impfquoten beizutragen, haben die AutorInnen die Ergebnisse von PatientInnen im Alter ab 80 Jahren zwei Jahre nach einem Krankenhausaufenthalt wegen einer akuten Infektion der Atemwege (die alle Arten von Lungenentzündung einschloss) oder einer Beckenfraktur verglichen.

In die Kohortenstudie wurden 16.917 PatientInnen im Alter ab 80 Jahren aufgenommen, die wegen einer akuten Infektion der Atemwege (12.159) oder einer Beckenfraktur (4758) im Krankenhaus waren. Die Daten zeigten, dass Erstgenannte mehr Komorbiditäten und eine um 3,3 Mal höhere Mortalität im Krankenhaus aufwiesen (Mortalität von 17,9 % aufgrund einer Infektion der Atemwege gegenüber 5,4  % nach einer Beckenfraktur). Nach der Berichtigung von Faktoren wie Komorbitäten und Allgemeinzustand (sowie Alter und Geschlecht)  war das Gesamtrisiko zu sterben zwei Jahre nach dem Krankenhausaufenthalt für PatientInnen mit Lungenentzündung um 80 % höher.

„Wir hoffen, dass wir durch das Aufzeigen der Folgen von Pneumonie im Vergleich zur Beckenfraktur einige nützliche Aspekte zur Diskussion über Pneumonie und ihre Prävention beitragen können, auch bezüglich der Alterung der Bevölkerung. Die Menschen, aber auch die Pflegepersonen und die ÄrztInnen sollten sich der mit dieser Krankheit verbundenen Risiken mehr bewusst sein. Ein größeres Bewusstsein kann zur Verbesserung der Prävention durch eine vermehrte Nutzung von Impfungen, zum Beispiel gegen Grippe und Pneumokokken, beitragen“, ist die absehbare und optimistische Schlussfolgerung der AutorInnen.