Wird das neue Coronavirus auch über die Luft übertragen?

Das Virus liegt in der Luft. Diese Befürchtung hat weiterhin ein nicht unbedeutender Teil der Bevölkerung, die sich mit dem Risiko einer Ansteckung und den Maßnahmen, sie zu vermeiden, auseinandersetzen muss. Gegenwärtig wird offiziell nur die Übertragung durch engen Kontakt mit einer infizierten Person bestätigt. Das heißt, die Ansteckung mit dem Virus erfolgt durch kleine Speicheltropfen, die beim Husten oder Niesen entstehen, oder durch die Berührung von Mund, Nase oder Augen, nachdem die Hände mit dem Virus in Kontakt gekommen sind.

Die Voraussetzung ist folglich räumliche Nähe, weniger als ein Meter: Für andere Übertragungswege als die Tröpfcheninfektion gibt es bisher keine wissenschaftlichen Nachweise.

Sollte sich das Virus auch in der Luft befinden, würden das bedeuten, dass es auch als Aerosol reist, das heißt als unsichtbarer Nebel, der sich mehr als einen Meter von der infizierten Person fortbewegen kann. Gemäß der WHO wäre dies nur in besonderen Situationen möglich, wie zum Beispiel bei Prozeduren, die lediglich im Gesundheitsbereich vorkommen.

Die Studienlage

Einige Daten gehen aus einer chinesischen Studie hervor, die der Virologe Ke Lan von der Universität Wuhan auf dem Höhepunkt der Covid-19-Epidemie mit Stichproben von Aerosol durchgeführt hat, die in verschiedenen öffentlichen Bereichen genommen wurden. Obgleich man Coronavirus-RNA fand, wies die Studie nicht nach, ob durch die gesammelten Aerosole eine Übertragung möglich war. Darüber hinaus war die Konzentration der RNA so niedrig, dass nicht festgestellt werden konnte, ob das Virus noch aktiv war, da der Krankheitserreger außerhalb des Wirtskörpers mit der Zeit an Virulenz verlieren.

Joshua Santarpia, der an den Studien mitgearbeitet hat, die am Medizinischen Zentrum der Universität von Nebraska durchgeführt wurden, erklärt: „Wenn man die RNA eines Virus findet, ist das, als finde man einen Fingerabdruck am Schauplatz eines Verbrechens: Der Täter war dort, könnte aber schon lange weg sein“.

Jüngeren Datums ist die Meldung, dass die Società Italiana di Medicina Ambientale (SIMA/Italienische Gesellschaft für Umweltmedizin) das für Covid-19 verantwortliche Virus in Luftpartikeln nachgewiesen hat, und zwar in Stichproben aus der Umgebungsluft von Industriestandorten in der Provinz Bergamo. Aber auch in diesem Fall bestätigt das Vorhandensein von Viruspartikeln noch nicht, dass es einen neuen Übertragungsweg gibt.

Verhaltensempfehlungen

Es ist also nicht bekannt ist, welche Viruskonzentration vorliegen muss, damit sich jemand durch das Einatmen von Aerosol ansteckt.

In dieser Situation ist es das Beste, den Empfehlungen der WHO zu folgen, die einen angemessenen und vernünftigen Gebrauch der persönlichen Schutzausrüstung, das häufige Händewaschen sowie das Befolgen der Hygieneregeln und die Reinigung und Desinfektion von Räumen nahelegen; überdies ist es wichtig, auf räumliche Distanz zu achten und den engen Kontakt mit Personen mit Symptomen zu vermeiden, die auf eine Infektion hinweisen.

Quellen