Chronisch/Chronizität

Der Begriff “chronisch” wird normalerweise in Bezug auf Gruppen von Krankheiten verwendet, die einen “natürlichen Ablauf” aufweisen, der das Leben des davon betroffenen Patienten über lange Zeit begleitet. Aufgrund der Vielzahl von unterschiedlichen Faktoren der Krankheit wird dieser natürliche Ablauf gewöhnlich schematisiert und umfasst:
– das Vorliegen der so genannten “Risikofaktoren”;
– das Bestehen einer vorklinischen Phase, die – sofern ein Screening mit nachgewiesener Wirksamkeit verfügbar ist – eine frühzeitige Diagnose ermöglicht;
– die ständige Gefahr von Komplikationen (mit gleichzeitiger und progressiver Verschlechterung der Lebensqualität)

Unter dem Begriff “chronisch” werden im Wesentlichen die kardiovaskulären Krankheiten (besonders Herz- und zerebrale Ischämie), Krebserkrankungen (implizit im Hinblick auf die bösartigen Formen), eine große Gruppe von obstruktiven Erkrankungen der Atmungsorgane (chronische Bronchitis, Asthma, Emphysem) und einige Stoffwechselerkrankungen (besonders Diabetes) zusammengefasst.
Die wichtigsten Risikofaktoren assoziiert mit dem Entstehen und dem Auftreten dieser Krankheiten sind:
– der arterielle Bluthochdruck
– Übergewicht und Fettsucht
– Dyslipidämie
– Hyperglykämie
– Rauchen
– Alkohol
– Bewegungsmangel

Weniger häufig wird zur gleichen Gruppe eine große Zahl anderer Krankheiten gezählt, die meist degenerativ und entzündlich sind, wie solche im neuropsychiatrischen Bereich (zum Beispiel die Demenzen) zusammen mit vielen psychologischen Krankheitsbildern (zum Beispiel Depression), die degenerativen Knochen- und Gelenkserkrankungen (zum Beispiel Arthrose), Erkrankungen des Magen-Darm-Trakts (zum Beispiel Morbus Crohn), Augenkrankheiten (zum Beispiel Maculadegeneration), Frauenkrankheiten (zum Beispiel die Endometriose) oder Hauterkrankungen (zum Beispiel Psoriasis).
Im Gesundheitswesen wird der Begriff “chronisch” jedoch immer besonders im Hinblick auf den Langzeitbedarf von Behandlungen und/oder Pflege verwendet.
In diesem Kontext besteht das Ziel der Pflege daraus, die Patienten so zu versorgen, dass der Krankheitsverlauf unter Kontrolle steht und ihnen eine gute Lebensqualität gewährleistet wird. Der Schwerpunkt der Pflege muss also die Besserung des Gesundheitszustands und die Zusammenarbeit mit dem Patienten, der Familie oder Gemeinschaft beim Umgang mit der chronischen Krankheit sein. Der Ablauf von chronischen Erkrankungen kann nämlich über die Zeit beeinflusst werden, auch wenn der Verlauf der Krankheit selbst nicht verändert werden kann.

Quelle

Marceca M, Ciccarelli S. Cronico. Care 2007; 9 (3): 32-6.

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