The Lancet

Ein wenig Geschichte ^

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Es war 1823, als der Arzt Thomas Wakley The Lancet gründete. Es wird behauptet, dass der Name des Blattes, der eine Art chirurgischer Messer bezeichnet, vom Gründer ausgewählt worden sei um den Anspruch deutlich zu machen, von der Medizin von einst alle erdenklichen Aberglauben und uneffektiven Praktiken ‘herauszuschneiden’, die von der Unkenntnis der Ärzte herrührten. Im Lauf des 19. Jahrhunderts entwickelte die Zeitschrift auch die Rolle als Ankläger ausgehend von einer Reihe von Skandalen, die das englische Gesundheitswesen zeichneten. Schon wenige Jahre nach ihrer Gründung war es das Verdienst der Zeitschrift, die erste bahnbrechende Technik der Bluttransfusion zu illustrieren, die Doktor James Blundell entwickelt hatte. Auf den Seiten des Lancet wurde von zahlreichen bedeutsame Innovationen berichtet, darunter beispielsweise die erste chirurgische Technik für die Entbindung durch Kaiserschnitt unter Vollnarkose. Unter den Kuriositäten taucht während des langen Bestehens der Zeitschrift etwa das Phänomen des „shell shock“ auf, unter dem die aus dem 1. Weltkrieg zurückkehrenden Soldaten litten; beschrieben 1918 von William Rivers, stellt er die Basis dessen dar, was in den letzten Jahren als das post-traumatische Stresssyndrom definiert wurde.

Mit Ausnahme der Beiträge für Sonderrubriken werden alle eingehenden Artikel kritischen Revisionen unterzogen. The Lancet bekommt jährlich zirka 10tausend Veröffentlichungsvorschläge zugesandt. Die Wahrscheinlichkeit der Annahme liegt bei rund 10 Prozent. Ein Teil der Beiträge wird aufgrund einer redaktionsinternen Beurteilung zurückgeschickt. Im Falle einer ablehnenden Antwort kann allerdings Protest eingelegt werden, sofern freilich die Gründe präzisiert werden, weshalb das Redaktionsurteil als unzutreffend erachtet wird.

Welche Artikel finden sich in einer Ausgabe des Lancet? ^

In dem angesehenen britischen Wochenblatt sind die Editorials für die Herausgeber der Zeitschrift reserviert. Die Leitartikel, die jede Ausgabe eröffnen, werden tatsächlich schlicht und einfach mit The Lancet unterschrieben. In dieser Rubrik wird auch die – im weitesten Sinne – „politische“ Position der Zeitschrift ausgedrückt. Richard Horton betrachtet aus nächster Nähe die Probleme zwischen den Industrie- und den Entwicklungsländern.

Die Originalbeiträge
Dabei handelt es sich wahrscheinlich um die zugänglichste Sektion für Mitarbeiter aus der ganzen Welt, sofern erst einmal die hohen Hürden der kritischen Revision, die von der Zeitschrift durchgeführt wird, überwunden ist. The Lancet setzt die Priorität auf originale Forschungsberichte mit Charaktereigenschaften, die eine Veränderung der gängigen klinischen Praxis oder einer konsolidierten Sichtweise zwingender pathologischer Zustände bewirken können. Mit anderen Worten, es muss sich um Forschungsergebnisse handeln, die überall auf der Welt die tägliche Arbeit des Mediziners stark beeinflussen können. Die Beiträge sollten nicht zu speziell sein; sie dürfen 3000 Wörter und 30 bibliographische Angaben nicht überschreiten. Es wird ein Abstract verlangt, das nicht länger als 250 Wörter ist. Gerne gesehen sind systematischen Revisionen nach den Normen der Cochrane Collaboration; es gibt Platz für die Ergebnisse klinischer Forschung, sofern diese so referiert werden, wie es von Richtlinien des CONSORT festgelegt wurde.

Research letters
Knappe Berichte von Untersuchungen, die in der Lage sind, Folgestudien anzuregen und eine Kennzeichnung unerwünschter Nebeneffekte von Medikamenten klinischer Relevanz zu veranlassen. Nicht mehr als 900 Wörter und fünf bibliographische Angaben, zwei Tabellen und Bilder. Formlose Zusammenfassung von zirka 100 Wörtern.

Case reports
Das lange Bestehen des Lancet erneuert sich in den klinischen Fällen. Wenn derjenige des Jahres 1863 über ein Vergehen von Jack the Ripper (The Whitechapel Murders) aus der Sicht des Arzt von heute vielleicht zu lang und ziemlich langweilig war, so beschränken sich diejenigen, die in unseren Tagen veröffentlicht werden, auf 600 Wörter, die sich einem Fall widmen, der nicht unbedingt einzigartig sein muss, sondern eher eine Begebenheit, die dem Arzt jeden Tag widerfahren könnte, die Schwierigkeiten bei der Formulierung der Diagnose bereitet und die didaktischen Wert hat. Besser, wenn mit einer Illustration versehen; unvermeidlich die Zustimmung des Patienten.

Seminars, Reviews, Series
Hier handelt es sich um eine breite Rundschau, normalerweise einer Pathologie gewidmet; von der Redaktion der Zeitschrift fast immer an ausgewählte Autoren vergeben. Die Series sind mehrere in Folge publizierte Beiträge, und The Lancet ist glücklich – so behauptet jedenfalls die Redaktion – , Vorschläge externer Mitarbeiter zu berücksichtigen.
Die sogenannten „Departments“ des Lancet. Das sind die Seiten neben den Editorials, die die Zeitschrift am Ehesten charakterisieren. Sie erfüllen die Aufgabe, den Vergleich zwischen verschiedenen Meinungen anzuregen und artikulieren sich in den verschiedensten Rubriken, von der Public Health zur Reportage, von Health and Human Rights zu den Departments of Medical History, Ethics, Medicine and Arts e Literature and Medicine. Grundsätzlich beschränken sich die Artikel auf 1500 Wörter und 20 bibliographische Anmerkungen. Für viele begeisterte Leser ist dies die „unterhaltsamste“ Sparte, in der die Medizin auf intelligente Weise auf Augenhöhe mit den gesellschaftlichen Veränderungen gebracht wird; sehr „britische“ Seiten, wie man sie in amerikanischen Periodika nur schwer findet.

Correspondence
Beeilen Sie sich, Briefe über veröffentlichte Artikel an die Zeitschrift zu senden; sind erst einmal zwei Wochen nach Publikation einer Arbeit vergangen, druckt die Zeitschrift keine Kommentare mehr über selbige. Dies ist eine der wenigen Sparten, in denen die Texte nicht einer peer review unterzogen werden; Ihr Gutachter ist höchstens der Autor des kommentierten Artikels, der Ihnen in den Spalten der Zeitschrift antwortet. Die Briefe dürfen nicht von mehr als fünf Autoren unterzeichnet sein.
Ein letzter Hinweis auf einige „special“ Rubriken: Große Bedeutung wird den Fehlern beigemessen. Wir weisen auf signifikante klinische Fehler hin, die unseren Kollegen eine Warnung sein könnten (in der Rubrik Uses of errors). Wir begutachten im Department of errors all das, was an Fehlerhaftem in der Ausgabe der vergangenen Woche versehentlich unter den Tisch gefallen sein könnte.

Dissectiong room hingegen ist der herrliche Titel für die Seiten der Buchbesprechungen aus Medizin, Literatur, Poesie und Kunst sowie für Beschreibungen von Websites und anderen multimedialen Produkten.

Was muss ein Publikationsvorschlag an The Lancet enthalten? ^

Einen Begleitbrief
Begründen Sie, warum Sie ausgerechnet an Lancet als die geeignete Zeitschrift für Ihre Arbeit gedacht haben. Machen Sie Vorschläge, in welche Abschnitte der Artikel gegliedert werden könnte. Denken Sie daran, dass einige Elemente des Beitrags (Tabellen, Bilder, etc.) aus der gedruckten Version entfernt werden könnten und nur online veröffentlicht werden. Geben Sie Namen und Anschrift des Autors an, der für Verlagsangelegenheiten mit der Redaktion in Kontakt stünde.
Eine Erklärung von Seiten der Autoren zur Autorschaft des Artikels. Es wird folgende Formel vorgeschlagen: „I declare that I participated in the (here list contributions made to the study) and that I have seen and approved the final version”.

Interessenskonflikte
Jeder Autor muss eventuelle Bezahlungen angeben, die er in den letzten drei Jahren vor dem Abfassen von Arbeiten von Instituten oder der Industrie erhalten hat, die Interessen in Verbindung mit dem Thema des Artikels haben: Beiträge, Reisekosten, Honorare, Beratungen.

Zustimmung des Patienten
Studien mit Patienten oder gesunden Freiwilligen erfordern die schriftliche Billigung eines Ethikkomitees und die Einverständniserklärung der Beteiligten.

Lancet online ^

Der Lancet online legt sich mächtig ins Zeug: Neben den Artikeln des Lancet sind neu auch die Arbeiten der anderen Zeitschriften der Verlagsgruppe (The Lancet Infectious diseases, The Lancet Nurology und The Lancet Oncology) gesammelt und systematisch geordnet verfügbar.
Auf der Hompage werden die wichtigsten, die meistgelesenen und die meistzitierten Artikel online präsentiert, bevor die Druckausgabe der Zeitschrift erscheint (Online First).
Der zentrale Teil der Homepage beherbergt eine reichhaltige Sektion mit Kurznachrichten, und sehr abwechslungsreich ist auch die multimediale Sektion mit Interviews sowie Audio- und Video-Beiträgen.
Und, last but not least, können die Aktivitäten der Zeitschrift auch auf Facebook und Twitter mitverfolgt werden.

Kurzinfo ^

Verlag: Elsevier
Gründung: 1823
Erscheinungsweise: wochentlich
Abkürzung: Lancet
ISSN: 0140-6736 (p) 1474-547X (e)
Webseite: www.thelancet.com

Diese Zeitschrift ist über die VMB zugänglich

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