Daniel Wolfson, Executive Vice President and COO, ABIM Foundation, USA
Wie Choosing Wisely entstand?
In meinem Land, den Vereinigten Staaten, haben wir eine große Verschwendung von Ressourcen festgestellt, sie lag bei mehr als 30%. Daraufhin haben wir versucht, die Ärzteschaft und die PatientInnen in eine Initiative einzubinden. So entstand Choosing Wisely. Howard Brody, ein Bioethiker an der Universität von Texas, warf die Idee auf, für jeden Fachbereich fünf Verfahren oder Tests zu ermitteln, und damit begann unsere Kampagne. Wir haben uns sehr auf den Dialog zwischen Arzt und Patient konzentriert, aber auch zwischen den Ärzten landesweit. Was für eine Art von medizinischer Versorgung haben sie im Sinn? Was sind ihre Werte? Was möchten sie erreichen? Aber auch über die möglichen Risiken, denen wir die Patienten aussetzen, wenn wir die Qualität und die Sicherheit nicht verbessern.
Welche Ergebnisse wurden bisher erreicht?
Ich bin hier in Italien, um genau darüber zu sprechen. Und das beweist, dass die Initiative Verbreitung gefunden hat. Die Bewegung ist in achtzehn Ländern präsent, und das ist es, was wir erreichen wollten. Wir wollten das Bewusstsein fördern, die kulturelle Einstellung und die Denkweise verändern, um klarzumachen, dass mehr nicht immer besser ist. Manchmal ist weniger mehr. Und heute spricht man von Choosing Wisely in wissenschaftlichen Zeitschriften, in den Krankenhäusern und Kliniken im ganzen Land und weltweit.
Ist es nicht ratsam, einen Zweifel zu einem gesundheitlichen Problem gleich auszuräumen, statt ihn mit uns herumzutragen?
Die vorherrschende Haltung gebietet: „Wir wollen alle irgend möglichen Untersuchungen machen“, aber dann haben wir auch die sogenannten Inzidentalome: zufällige Funde, die in der Regel keine Bedeutung für die Gesundheit haben.Und das bedeutet, dass diese Art des Vorgehens zu Ungunsten des Patienten gehen kann, weil er damit nutzlosen Tests und Verfahren ausgesetzt wird. Wir müssen eine geeignete, angemessene medizinische Versorgung bieten, keine Über- und keine Unterversorgung. Nur das, was angezeigt ist und was ein guter medizinischer Entscheidungsprozess mit sich bringt.