Erwachsene mit Typ-2-Diabetes, die acht oder mehr alkoholische Getränke pro Woche zu sich nehmen, können ein größeres Risiko für Hypertonie haben, wie eine in der Journal of the American Heart Association. veröffentlichte Studie nahelegt.
„Es handelt sich um die erste große Studie, die sich insbesondere mit dem Zusammenhang von Alkoholkonsum und Hypertonie bei Erwachsenen mit Typ-2-Diabetes beschäftigt“, erklärt der Autor der Studie, Matthew J. Singleton (Wake Forest University School of Medicine in Winston-Salem, North Carolina). „Frühere Studien haben darauf hingewiesen, dass ein erhöhter Alkoholkonsum mit Bluthochdruck verbunden ist, allerdings war die Assoziation mit moderatem Alkoholgenuss nicht klar.“
Die Wissenschaftler haben den Zusammenhang von Alkoholkonsum und Blutdruck bei mehr als 10.000 Erwachsenen mit Typ-2-Diabetes (Durchschnittsalter 63 Jahre, 61 % Männer) untersucht. Alle nahmen an der Studie Action to Control Cardiovascular Risk in Diabetes (ACCORD) teil, einer der größten Langzeitstudien, bei der verschiedene Therapieansätze verglichen wurden, die der Senkung des Risikos von kardiovaskulären Krankheiten bei Erwachsenen mit Typ-2-Diabetes dienen. Sie wurde zwischen 2001 und 2005 in 77 Städten der Vereinigten Staaten und Kanada durchgeführt.
Alle TeilnehmerInnen hatten zu Beginn der Studie im Schnitt seit zehn Jahren Typ-2-Diabetes. Darüber hinaus war ihr Risiko für kardiovaskuläre Ereignisse erhöht, weil sie schon unter Herzkrankheiten litten oder mindestens zwei weitere Risikofaktoren für Herz-Kreislauf-Erkrankungen aufwiesen (zum Beispiel Bluthochdruck, hohe Cholesterinwerte, Rauchen oder Übergewicht).
Der Blutdruck wurde anhand der Leitlinien des American College of Cardiology/American Heart Association von 2017 klassifiziert: normal (unter 120/80 mm Hg); hoch (120-129/<80 mmHg); Hypertonie im Stadium 1 (130-139/80-89 mmHg) und Hypertonie im Stadium 2 (140 mmHg/90mmHg oder darüber). Die meisten TeilnehmerInnen nahmen schon ein oder mehr Arzneimittel für den Bluthochdruck ein, deswegen wurde die Analyse der Blutdruckwerte bereinigt, um die Wirkung der Arzneimittel berücksichtigen und den zugrundeliegenden Grad von Hypertonie einschätzen zu können.
Aus der Studie ging hervor:
- ein „leichter“ Alkoholkonsum war nicht mit erhöhtem Blutdruck oder einem Stadium von Hypertonie assoziiert;
- der moderate Alkoholkonsum geht mit einem um 79 % erhöhten Risiko von Bluthochdruck einher, während das Risiko von Hypertonie im Stadium 1 um 66 % und im Stadium 2 um 62 % erhöht ist;
- ein hoher Alkoholkonsum ist mit einem um 91 % erhöhten Risiko von Bluthochdruck assoziiert; dagegen ist das Risiko für Hypertonie im Stadium 1 um 149 % (das heißt, es ist 2,49 mal so hoch) und im Stadium 2 um 204 % verbunden (es ist also 3,04 mal so hoch);
- je höher der Alkoholkonsum ist, desto größer sind das Risiko und die Schwere der Hypertonie.
„Auch wenn sich ein leichter oder mäßiger Alkoholkonsum bei Erwachsenen im Allgemeinen positiv auf die kardiovaskuläre Gesundheit auswirken kann, scheint der moderate oder hohe Alkoholkonsum bei Menschen mit Diabetes vom Typ 2 unabhängig davon mit einem größeren Risiko für Bluthochdruck assoziiert zu sein“, schließt Singleton. „Eine Veränderung des Lebensstils, einschließlich der Einschränkung des Alkoholkonsums, sollte bei PatientInnen mit Typ-2-Diabetes in Betracht gezogen werden, insbesondere wenn sie Probleme haben, ihren Blutdruck unter Kontrolle zu halten.“
Quelle
Mayl JJ et al. Association of alcohol intake with hypertension in type 2 diabetes mellitus: The ACCORD Trial. J Am Heart Assoc 2020;9(18):e017334.