Nach einer neuen Studie haben Kinder und Jugendliche, die anhaltend starke Angstzustände aufweisen, ein höheres Risiko, mit Anfang 20 Jahren eine Psychose zu entwickeln. Jedoch könnte die Behandlung von frühen Ängsten durch die Eindämmung von Stresshormonen und sekundären Entzündungen während der Kindheit und Jugend dazu beitragen, das Risiko zu reduzieren, dass die Betroffenen im jungen Erwachsenenalter Psychosen entwickeln.
Die ExpertInnen der Universität Birmingham untersuchten den Zusammenhang zwischen anhaltender Angst im Kindes- und Jugendalter und Individuen mit psychotischen Erfahrungen (PE) oder psychotischen Störungen (PD) und haben ihre Ergebnisse in Biological Psychiatry veröffentlicht.
Sie analysierten die Daten der Avon Longitudinal Study of Parents and Children (ALSPAC), um sich ein Bild von der geistigen Gesundheit von 3889 Kindern im Alter von 8, 10, 13 und 24 Jahren zu machen. Die Personen mit andauernd starken Angstzuständen hatten ein größeres Risiko, mit 24 Jahren PE oder PD zu entwickeln.
„Anhaltend hohe Angstwerte im Kindes- und Jugendalter sind mit der späteren Psychose assoziiert, jedoch könnten wir in der Lage sein, der Psychose vorzubeugen, indem wir die frühen Angstzustände behandeln“, stellt die Autorin Isabel Morales-Muñoz fest. „Die frühzeitige Diagnose und die Behandlung von Ängsten im Jugendalter und eventuelle neue Behandlungsmethoden, die auf die Entzündung zielen, könnten Schlüsselelemente sein, um Behandlungsstrategien umzusetzen, die das Risiko verringern, dass Kinder und Jugendliche eine Psychose entwickeln.“
Die Forschenden haben stärkere Assoziationen mit PD als mit PE gefunden. Das verweist darauf, dass anhaltende Angstzustände in der Kindheit und Jugend ein besserer Indikator für die Entwicklung der späteren Psychose sein können, während psychotische Erfahrungen, die in der Bevölkerung viel weiter verbreitet sind als psychotische Störungen, eine diversere Gruppe darstellen. Die Expertinnen sind der Ansicht, dass die PE mit einem größeren Spektrum potenzieller Risikofaktoren im jungen Erwachsenenalter verbunden sein können, zum Beispiel Sex und Cannabiskonsum.
Die Ergebnisse zeigen, dass der Zusammenhang von anhaltend hohen Angstwerten mit einer Psychose im Alter von 24 Jahren spezifisch für diese psychische Störung sein könnte, da man keine Assoziationen mit anderen bedeutenden Störungen wie Hypomanien, Phobien oder Drogenmissbrauch fand.
Quelle
Morales-Muñoz I et al. Persistent childhood and adolescence anxiety and risk for psychosis: a longitudinal birth cohort study. Biological Psychiatry 2021. ISSN 0006-3223.