Depression ist die bei älteren Menschen am häufigsten auftretende Beeinträchtigung der psychischen Gesundheit: Sie betrifft die PatientInnen, die Familie und die Gemeinschaft und verursacht darüber hinaus nicht unerhebliche Gesundheitskosten. Zu den Symptomen gehören Niedergeschlagenheit, wenig Interesse, Energie und Konzentration, Appetit- und Schlaflosigkeit sowie Sorgen wegen Gesundheitsproblemen.
Da bei älteren Menschen Depression häufig mit funktionellen Beeinträchtigungen einhergeht, ist die Krankheit mit Komplikationen verbunden und erfordert eine besondere Betreuung. Manchmal ist die Unterbringung in einer Einrichtung nötig, die Familie ist beachtlichem Stress ausgesetzt, die Wahrscheinlichkeit, dass gleichzeitig körperlichen Gebrechen auftreten, steigt und die Selbstmordrate ist höher als bei der Allgemeinbevölkerung.
Zahlreichen Menschen mit Demenz werden Antidepressiva zur Behandlung der Depression verschrieben, auch wenn Belege für ihre Wirksamkeit fehlen.
Die Übersichtsarbeit
In die Arbeit wurden zehn Studien mit 1592 PatientInnen aufgenommen. Im Durchschnitt dauerten die Studien lediglich 12 Wochen; nur eine Studie dauerte neun Monate. Alle Arbeiten bedienten sich formaler Kriterien für die Diagnose von Depression und Demenz und verglichen ein Antidepressivum und ein Placebo.
Die früheren Studien betrafen ältere Antidepressiva (Imipramin, Clomipramin und Moclobemide), während bei den jüngeren neuere Antidepressiva wie Venlafaxin, Mirtazapin und die sogenannten SSRI (Sertralin, Fluoxetin, Citalopram und Escitalopram) zum Einsatz kamen.
Die StudienteilnehmerInnen waren im Durchschnitt 75 Jahre alt und hatten eine leichte oder moderate Demenz.
Ergebnisse
Aus den Ergebnissen ging hervor, dass bei den Menschen, die mit Antidepressiva oder mit Placebo behandelt wurden nur ein geringer oder gar kein Unterschied auf der Skala zur Erfassung der Depression festgestellt werden konnte. Die Belege für diese Feststellung waren im Allgemeinen von hoher Qualität.
Die Menschen, die ein Antidepressivum einnahmen, hatten jedoch eine größere Wahrscheinlichkeit, zu genesen, als jene, die ein Placebo nahmen (Antidepressivum: 40 %, Placebo: 21 %).
Im Allgemeinen scheinen Antidepressiva die Fähigkeit, den Alltag zu bewältigen, nicht zu beeinflussen und haben wahrscheinlich nur eine geringe oder gar keine Auswirkung auf die kognitiven Funktionen (darunter Aufmerksamkeit, Gedächtnis und Sprachvermögen). Zudem neigten die Menschen, die ein Antidepressivum einnahmen, wahrscheinlich mehr dazu, die Behandlung zu unterbrechen, und hatten mit mindestens einer Nebenwirkung zu tun.
Qualität der wissenschaftlichen Nachweise und Probleme
Leider ist die Qualität der Belege uneinheitlich, insbesondere die Ergebnisse der Skalen zur Bewertung von Depression haben eine bessere Qualität als die zur Bewertung der Genesungsrate. Diese Uneinheitlichkeit wirkt sich auf die Zuverlässigkeit einiger der Aspekte aus, die die Wirksamkeit betreffen. Überdies werden die Nebenwirkungen in den Studien nur selten genannt.
Quelle:
Dudas R, Malouf R, McCleery J, Dening T. Antidepressants for treating depression in dementia. Cochrane Database of Systematic Reviews 2018, Issue 8. Art. No.: CD003944. DOI: 10.1002/14651858.CD003944.pub2.