Das geht aus dem Bericht hervor, der die Arzneimittelverschreibungen auf territorialer Ebene und in Krankenhausern in Bozen im Jahr 2015 untersucht. Eine Initiative, deren Ziel es ist, wie Alfred König, einer der Autoren schreibt, „die angemessene Verschreibung von Arzneimitteln zu fördern und die Kenntnisse über das Nutzen-Risiko-Profil von Arzneimitteln zu verbessern“.
Kardiovaskuläre Medikamente nehmen den ersten Platz ein, was Ausgaben und Dosen betrifft, gefolgt von den antimikrobiellen Substanzen, die die höchsten Prävalenz des Gebrauchs in der Bevölkerung haben. Etwa 70 % der Dosen und 50 % der Ausgaben werden von den Versicherten über 65 Jahren in Anspruch genommen. Die Verschreibung von Generika betraf 2015 ca. 75 % der Dosen. Die Gesamtausgaben für Arzneimittel belaufen sich auf 122 Millionen Euro, davon werden 75 % vom Nationalen Gesundheitsdienst (SSN; Servizio Sanitario Nazionale) erstattet, während der verbleibende Anteil zu Lasten der BürgerInnen geht. Die Ausgaben für die direkte Verteilung der A-Klasse, die vom SSN übernommen werden, sind gegenüber 2014 gleich geblieben (wie insgesamt in Italien), während die Kosten der Krankenhäuser weiter steigen (+12 %)
Einige Daten im Detail
Im Jahr 2015 betrugen die vertragsgebundenen territorialen Leistungen zu Lasten des SSN in Bozen 92,05 Euro pro Kopf (48 Millionen Euro), ein Wert, der ca. 35 % unter dem nationalen Durchschnitt liegt. Die A. P. Bozen ist damit seit vielen Jahren die italienische Region mit den niedrigsten Ausgaben für Arzneimittel.
Zusammensetzung nach Alter und Geschlecht:Es ist bekannt, dass das Alter der wichtigste Prädiktor für den Rückgriff auf Gesundheitsleistungen in der Bevölkerung ist, das gleiche gilt für die Arzneimittelverschreibungen. In der A. P. Bozen sind die Ausgaben pro Kopf für einen Versicherten im Alter zwischen 80 und 84 Jahren ca. elfmal so hoch, wie die für eine Person zwischen 25 und 34 Jahren (auf die Dosis bezogen betragen sie das einunddreißigfache).
In der Altersgruppe zwischen 15 und 49 Jahren nehmen Frauen mehr Arzneimittel als Männer ein, wobei die meisten Verschreibungen Antibiotika, Medikamente für hämatologische Erkrankungen (vor allem Antianämika) und Medikamente für das zentrale Nervensystem (insbesondere Antidepressiva) betreffen. In den fortgeschrittenen Altersgruppen hingegen sind bei den Männern ein höherer Konsum sowie höhere Kosten pro Einheit zu beobachten.
Insgesamt wurden mehr als der Hälfte der Bozner Bevölkerung im Laufe des Jahres 2015 zumindest einmal ein Medikament verschrieben, mit einem deutlichen Unterschied zwischen den Geschlechtern (60 % der Frauen und 50 % der Männer), was zum Teil auf Altersfaktoren zurückzuführen ist. Eine erhöhte Arzneimittelexposition ist bei Kindern und älteren Menschen festzustellen: Ca. 6 von 10 Kindern unter fünf Jahren und fast die Gesamtheit der Bevölkerung über 75 Jahren wird zumindest ein Medikament im Jahr verschrieben.Die meisten Verschreibungen betreffen die Gruppe der Versicherten über 65 Jahre, auf die etwa 52 % der Ausgaben und 67 % der DDD entfallen. Die Gruppe im pädiatrischen Alter bis 14 Jahre weist zwar eine hohe Anwendungsprävalenz auf, jedoch entfallen auf sie nur 2,1 der Ausgaben und 0,9 % der verschriebenen Dosen.
Hervorzuheben ist der Anstieg der Verschreibung von Cholecalciferol (Vitamin D), das vom 23. Platz im Jahr 2014 im Jahr 2015 auf den 13. Platz vorrückte. Auch auf nationaler Ebene (Osmed 2015) war zwischen 2011 und 2015 ein Anstieg um das Dreifache der Kosten zu Lasten des SSN zu verzeichnen, das heißt, von 0,9 Euro auf 2,7 Euro pro Kopf. Unter den Substanzgruppen mit den höchsten Kosten finden wir acht kardiovaskuläre Medikamente und vier für den Gastrointestinaltrakt sowie antimikrobielle Substanzen. Insgesamt beanspruchen die ersten dreißig Substanzen 40 % der regionalen Ausgaben. Antidepressiva sind die einzige Arzneimittelkategorie, deren Verbrauch in der A.P. Bozen über dem nationalen Durchschnitt liegt (+ 11%), auch wenn er 2015 im Vergleich zu 2014 stabil geblieben ist.
Arzneimittelausgabe im Krankenhaus. Die Ausgaben für im Krankenhaus eingenommene Medikamente entsprechen 35 % der Arzneimittelausgaben der A. P. Bozen. 55 % dieser Ausgaben gehen auf antineoplastische und immunmodulierende Mittel zurück, werden auch die antimikrobiellen Pharmaka eingeschlossen, sind es fast 75 %. In diesen beiden Kategorien ist ein Anstieg der Ausgaben gegenüber 2014 um 17 %, bzw. 10 % festzustellen. Die immunsuppressiven biologischen Medikamente stellen die Kategorie dar, welche die höchsten Ausgaben beansprucht; innerhalb dieser Kategorie machen die TNF-alpha-Hemmer, mit Adalimumab, einen hohen Anteil aus, mit drei Substanzen, die unter den zehn mit den höchsten Ausgaben sind. Zu den Wirkstoffen, bei denen 2015 eine deutliche Ausgabensteigerung festzustellen war, gehören Abirateron (+ 92 %), das bei Prostatakarzinom zum Einsatz kommt, und Aflibercept, das mit einer Ausgabensteigerung von 193 % nun zusammen mit Ranibizumab zu den am häufigsten für die Makuladegenration eingesetzten Medikamenten gehört.Im Bereich der antimikrobiellen Mittel bleiben die Ausgaben für antivirale Medikamente bei HIV stabil (+ 4 %), während die Ausgaben für Impfstoffe weiter steigen (+ 21 %).
Verschreibungsprofil der Bevölkerung über 65 Jahre
Es muss berücksichtigt werden, dass die Bevölkerung von Bozen jünger als die des italienischen Durchschnitts ist (42 gegenüber 44 Jahre). Insgesamt stellen die Betreuungsberechtigten, die älter als 65 Jahre sind, 19 % der Bevölkerung, während es in ganz Italien 22 % sind.
Die Bruttoausgaben pro Nutzer und die verschriebenen DDD steigen progressiv von der Altersgruppe 65-69 Jahre bis zur Gruppe 80-84 Jahre, um dann bei den über 85-Jährigen zurückzugehen Im Durchschnitt erhält jeder Nutzer ca. drei Arzneimitteldosen an jedem Tag des Jahres und die Bruttoausgaben pro behandeltem Patienten betragen 518 Euro im Jahr. In Bezug auf die Prävalenz, wurde neun von zehn der über 65- Jährigen 2015 mindestens ein Medikament verschrieben.
Obgleich Frauen ein höheres oder gleiches Maß an Exposition aufweisen wie Männern, sind die Bruttoausgaben in allen Altersklassen pro Nutzerin niedriger, nehmen Frauen weniger DDD ein und konsumieren weniger Packungen. Diese Daten lassen einen periodischen Medikamentengebrauch und/oder eine geringere Behandlungskontinuität in der weiblichen Bevölkerung vermuten.
Es ist bekannt, dass die Einnahme mehrerer Medikamenten mit der Gefahr von Übergebrauch und folglich dem Auftreten von zum Teil schweren Nebenwirkungen verbunden ist, die häufig eine Einweisung ins Krankenhaus erfordern. Solchen Ereignissen vorzubeugen ist vor allem in Bezug auf eine anfällige Bevölkerungsgruppe wie den Senioren wichtig, da sie durch das Zusammenspiel mehrerer Arzneimittel, die für die Behandlung verschiedener chronisch-degenerativer Erkrankungen eingesetzt werden, einem höheren Risiko des Auftretens von Nebenwirkungen ausgesetzt sind.Dies bestätigt die Feststellung, dass in der A. P. Bozen die PatientInnen über 65 Jahre im Laufe eines Jahres durchschnittlich ca. sechs verschiedene Substanzen einnehmen, mit einem unterschiedlichen Gradienten je nach Altersgruppe: von etwas weniger als fünf Substanzen in der Gruppe 65-69 Jahre bis zu sieben Substanzen in der über 80 Jahre. Zudem erhalten fast 17 % mehr als zehn verschiedene Substanzen jährlich und über 12 % derjenigen, denen Medikamente verschrieben werden, erhalten mehr als zehn verschiedene Substanzen im Jahr.
Wir haben hier nur einen kleinen Teil der Daten aufgeführt. Aus diesem Grund verweisen wir auf das vollständige Dokument, das auch Informationen über den Arzneimittelgebrauch enthält, die nach Gesundheitsbezirken und den wichtigsten therapeutischen Kategorien unterteilt sind.
Über den Arzneimittelgebrauch auf nationaler Ebene wird auch in Rom, am Istituto Superiore di Sanità diskutiert, im Rahmen der Tagung “Le analisi sull’uso dei farmaci: metodi ed esperienze in Italia“ (Analysen des Arzneimittelgebrauchs: Methoden und Erfahrungen in Italien)
Rom, Donnerstag, 15. Juni 2017
Ort: Istituto Superiore di Sanità, Aula Pocchiari | Viale Regina Elena, 299 – Rom
Die Teilnahme ist kostenlos, es sind keine CME-Credits vorgesehen. Zur Teilnahme muss nur das Anmeldeformular im Anhang ausgefüllt und an folgende Adresse gesendet werden:
paola.ruggeri@iss.it
Anmeldeschluss: 7. Juni 2017
Quelle:
Roberto Da Cas, Alfred König, Verena Moser, Giuseppe Traversa. Prescrizione farmaceutica nella Provincia Autonoma di Bolzano. Analisi dei dati relativi al 2015. 2017, 92 p.