Atopisches Ekzem und kardiovaskuläres Risiko: weitere Beweise

Die Krankheit betrifft etwa 10 % der erwachsenen Bevölkerung. Die Ursachen sind sowohl auf die Hautbarriere als auf Störungen des Immunsystems zurückzuführen und gibt immer mehr Beweise, dass die entzündliche Komponente zu weiteren Problemen beitragen könnte, darunter kardiovaskuläre Ereignisse. Angesichts der Prävalenz des atopischen Ekzems könnte auch ein geringer Anstieg des kardiovaskulären Risikos beträchtliche Auswirkungen auf die öffentliche Gesundheit haben.
Die Studie von Silverwood und KollegInnen ist die größte bisher durchgeführte Untersuchung des Zusammenhangs zwischen atopischem Ekzem und größeren kardiovaskulären Ereignissen und die erste, die auf den Daten der primären Gesundheitsversorgung (in England) beruht, was bedeutet, dass die Ergebnisse auf eine weite Patientenpopulation übertragen werden können.
 
Die Ergebnisse

Bei der Studie wurden 387.439 PatientInnen mit atopischem Ekzem 1.528.477 PatientInnen ohne atopisches Ekzem gegenübergestellt. Das Durchschnittsalter betrug 43 Jahre, 66 % waren Frauen, das mittlere Follow-up betrug 5,1 Jahre. Die Ergebnisse zeigten, dass PatientInnen mit atopischem Ekzem ein klinisch relevantes erhöhtes Risiko für schwere kardiovaskuläre Ereignisse haben: eine um 20 % erhöhte Wahrscheinlichkeit von Iktus, 40-50 % von Myokardinfarkt, instabiler Angina pectoris, Vorhofflimmern und vorzeitigem Tod durch Herz-Kreislauf-Versagen und ein um 70 % erhöhtes Risiko von Herzschwäche. Interessant ist, dass eine starker Zusammenhang mit der Schwere des atopisches Ekzems vorliegt und die PatientInnen mit besonders aktiver Krankheit (>50% des Follow-ups) auch ein größeres Risiko für kardiovaskuläre Ereignisse aufweisen.

Der Vergleich mit anderen Studien

Frühere Studien haben variable Ergebnisse hinsichtlich des Zusammenhangs zwischen Ekzemen und kardiovaskulären Ereignissen hervorgebracht, allerdings wiesen viele nicht unerhebliche Mängel auf: Die meisten dieser Studien bewerteten die Schwere der Krankheit kaum und keine der früheren Untersuchungen berücksichtigte den Krankheitsverlauf. Diese Einschränkungen hat die Studie von Silverwood und KollegInnen überwunden. Außerdem wurde ein Algorithmus verwandt, der geeignet ist, ein atopisches Ekzem festzustellen, und für den Großteil der Studienpopulation lagen Daten über den Body-Mass-Index sowie Tabak- und Alkoholkonsum vor, das heißt Faktoren, die potentiell die Ergebnisse verwirren können.

Implikationen
 
Was sind die Implikationen für PatientInnen, ÄrztInnen und das Gesundheitssystem? Für PatientInnen mit einem schweren oder besonders akuten Ekzem rechtfertigen die wissenschaftlichen Nachweise, die aus der Studie hervorgehen, wahrscheinlich ein gezieltes Screening der kardiovaskulären Risikofaktoren und die Aufnahme des schweren Ekzems in die Risikofaktoren, unabhängig von Herz-Kreislauf-Erkrankungen.
Auf der anderen Seite können sich die Ergebnisse auch auf die Verteilung der Gesundheitsressourcen auswirken. Die Prävention von Herz-Kreislauf-Erkrankungen durch eine bessere Kontrolle des Ekzems könnte die Verschreibung der teuren biologischen Arzneimittel der nächsten Generation rechtfertigen, die in Kürze für atopische Ekzeme zur Verfügung stehen werden.
 
Quellen