Belege dafür, dass Männer schwerer an Covid-19 erkranken

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Männer, die an Covid-19 erkrankt sind, haben im Vergleich zu Frauen eine dreimal höhere Wahrscheinlichkeit, auf die Intensivstation zu kommen, und ein signifikant größeres Risiko, aufgrund des Virus zu sterben, wie aus einer systematischen Übersichtsarbeit hervorgeht, die in Nature Communications erschienen ist.

Die ForscherInnen haben mehr als drei Millionen bestätigte Fälle von Coronavirus-Infektionen analysiert, die zwischen dem 1. Januar und dem 1. Juni 2020 in 46  Ländern und 44 Staaten der USA aufgetreten sind.

Zu den interessantesten Entdeckungen gehörte, dass das Risiko, sich mit SARS-Cov-2 zu infizieren für Frauen und Männer gleich ist, denn „genau die Hälfte“ der bestätigten Fälle betraf männliche Patienten.

Allerdings ist die Wahrscheinlichkeit, auf die Intensivstation verlegt zu werden, bei Männern fast dreimal höher als bei Frauen und Männer haben eine um ca. 39 % größere Wahrscheinlichkeit aufgrund des Virus zu sterben.

„Diese Daten können den ÄrztInnen helfen, denn sie zeigen, dass das Geschlecht ein Risikofaktor für einen schweren Krankheitsverlauf darstellt, während die PatientInnen in Behandlung sind“, erklärt die Coautorin Kate Webb.

Es handelt sich um eine globale Tendenz mit wenigen Ausnahmen, die vor allem auf biologische Unterschiede zurückzuführen ist, erläutern die ForscherInnen. „Die Unterschiede sowohl des angeborenen wie des adaptiven Immunsystems sind bekannt und könnten für den weiblichen Vorteil bei Covid-19 verantwortlich sein“. Diesbezüglich gibt es eine Reihe von Hypothesen.

Frauen produzieren mehr Typ-I-Interferone. Sie beschränken die als „Zytokinsturm“ bezeichnete anormale Immunreaktion, der eine Rolle bei schweren Covid-19-Erkrankungen zugeschrieben wird.

Auch das weibliche Hormon Estradiol könnte Frauen vor schweren Erkrankungen schützen, denn es regt die Reaktion der T-Lymphozyten an – die infizierte Zellen töten – und steigert die Produktion von Antikörpern. „Das männliche Sexualhormon Testosteron dagegen schwächt das Immunsystem“, kommentieren die AutorInnen.

Darüber hinaus wurde festgestellt, dass in der ganzen Welt der Anteil an Frauen und Männern mit Hypertonie und Diabetes, das heißt, “den häufigsten Komorbiditäten der Covid-19-PatientInnen im Krankenhaus“, ähnlich ist.

Die Ergebnisse könnten Konsequenzen für zukünftige Impfstoffe haben, schreiben die AutorInnen. Webb merkt an, dass bei frühere Vakzinen gegen andere Infektionen Frauen und Männer unterschiedliche Immunantworten hatten. „Es muss sich aber noch zeigen, ob das auch bei SARS-CoV-2 der Fall ist“, erklärt sie. „Wir hoffen, dass unser Dokument die Notwendigkeit verdeutlicht, dass das Geschlecht bei Forschungen in diesem Bereich als Variabel berücksichtigt werden muss“.

Quelle
Hannah Peckham et al. Male sex identified by global COVID-19 meta-analysisas a risk factor for death and ITU admission. Nature Communications (2020). DOI: 10.1038/s41467-020-19741-6