Bewegungsarmut ist bei Jugendlichen mit einem erhöhten Risiko für Depressionen verbunden, wie eine neue Studie ergab, die vom University College in London durchgeführt wurde.
Die in Lancet Psychiatry erschienene Studie ergab, dass 60 Minuten leichte körperliche Betätigung (wie Gehen oder Hausarbeit) mehr am Tag im Alter von 12 Jahren mit einem um 10 % niedrigeren Risiko für Depressionen mit 18 Jahren assoziiert waren.
„Unsere Ergebnisse zeigen, dass Jugendliche, die sich die meiste Zeit des Tages nicht bewegen, mit 18 Jahren ein höheres Risiko für Depression haben. Wir haben außerdem entdeckt, dass nicht nur intensive körperliche Aktivität gut für unsere geistige Gesundheit ist, sondernjede Art von Bewegung, die dafür sorgt, dass wir weniger sitzen, von Nutzen sein dürfte“, stellt Aaron Kandola, der Hauptautor der Studie fest.
Das Team griff auf die Daten von 4257 Jugendlichen zurück, die ab ihrer Geburt an der Längsschnittstudie im Rahmen der Kohortenstudie Children of the 90s der Universität Bristol teilgenommen haben. Die TeilnehmerInnen trugen Akzelerometer, die ihre Bewegungsaktivitäten über mindestens zehn Stunden an mindestens drei Tagen aufzeichneten, und zwar im Alter von 12, 14 und 16 Jahren.
Die Akzelerometer waren geeignet wiederzugeben, ob die Jugendlichen sich leichten (zum Beispiel Spaziergänge oder Hobbys wie ein Instrument spielen oder malen) oder mittleren bis intensiven Aktivitäten (wie Laufen oder Fahrradfahren) widmeten oder dagegen bewegungsfaul waren. Durch die Akzelerometer konnten zuverlässigere Daten gesammelt werden als in vorherigen Studien, in denen die TeilnehmerInnen ihre Aktivitäten selbst aufzeichneten, was zu widersprüchlichen Ergebnissen führte.
Die Symptome für eine Depression wie Niedergeschlagenheit, Lustlosigkeit und geringe Konzentrationsfähigkeit wurden mit einem klinischen Fragebogen gemessen. Der kann die Symptome und den Schweregrad messen und bewertet sie mit einem Score, eignet sich aber natürlich nicht für eine Diagnose.
Zwischen dem 12. und dem 16. Lebensjahr nahm die körperliche Aktivität in der gesamten Kohorte ab, insbesondere wegen eines Rückgangs der leichten Betätigung (von durchschnittlich 5 Stunden und 26 Minuten auf 4 Stunden und 5 Minuten), während die sitzend verbrachte Zeit zunahm (von durchschnittlich 7 Stunden und 10 Minuten auf 8 Stunden und 43 Minuten). Eine interessante Entdeckung war, dass eine Stunde mehr sitzende Tätigkeit täglich im Alter von 12, 14 und 16 Jahren mit um jeweils 11,1 %, 8 % und 10,5 % erhöhten Werten für Depression im Alter von 18 Jahren verbunden waren. Die Jugendlichen wiederum, die in allen drei Altersstufen besonders bewegungsfaul waren, hatten mit 18 Jahren einen um 28,2 % erhöhten Depressionsscore. Dagegen war jede Stunde körperliche Aktivität mehr im Alter von 12, 14 und 16 Jahren mit einem um 9,6 %, 7,8 % und 11,1 % geringeren Wert verbunden.
„Es ist Besorgnis erregend, wie viel Zeit die Jugendlichen sitzend verbringen, und jedes Jahr wird es mehr. Dennoch existieren kaum belastbare Studien darüber, wie sich diese Bewegungsarmut auf die psychische Gesundheit auswirkt… Gerade leichte körperliche Betätigung könnte sinnvoll sein, denn sie setzt keine großen Anstrengungen voraus und kann problemlos in den Alltag der meisten Jugendlichen integriert werden. Die Schulen könnten ein tägliches gemäßigtes Bewegungsprogramm anbieten, zum Beispiel mit ständigen oder aktiven Stunden. Kleine Veränderungen in unserer Umgebung könnten uns dabei helfen, weniger faul zu sein“, regen die AutorInnen an.
Quelle
Kandola A et al. Depressive symptoms and objectively measured physical activity and sedentary behaviour throughout adolescence: a prospective cohort study. The Lancet Psychiatry. Published: February 11, 2020; DOI: 10.1016/S2215-0366(20)30034-1