Bluthochdruck: kein Screening bei Kindern

Gemäß der in JAMA erschienene Leitlinien der US Preventive Services Task Force (USPSTF) gibt es noch nicht genug Belege, die für ein Blutdruck-Screening aller Kinder sprechen würden.

„Auch wenn einige Studien in der Vergangenheit Hypertonie im Kindesalter mit subklinischen kardiovaskulären Erkrankungen im Erwachsenenalter in Verbindung gebracht haben, liegen keine ausreichenden Nachweise vor, die ein Screening asymptomatischer Kinder und Jugendlicher rechtfertigen würden“, erklärt Michael Silverstein von der Universität Boston.

Anderseits ist unklar, ob das Screening tatsächlich „sinnlos“ ist, worauf das „Statement” zurückzuführen ist, dass „keiner Empfehlung“ entspricht, also weder in die eine noch in die andere Richtung weist, das heißt, es stimmt mit dem Fazit des Panels von 2013 überein, als die wissenschaftlichen Belege das letzte Mal untersucht wurden.

„Ich möchte vermeiden, dass unsere Bewertung falsch ausgelegt wird, als allgemeine Einschätzung, dass dieses Thema nicht wichtig ist“, kommentiert Silverstein. „Es handelt sich um ein sehr wichtiges Thema, jedoch gibt es leider keine ausreichende Belege für eine negative oder positive Empfehlung.“

Im Jahr 2017 hatte eine Komitee der Academy of Pediatrics (AAP) empfohlen, den Blutdruck bei Kindern über drei Jahren jedes Jahr zu messen, eine Empfehlung, der sich dann auch die American Heart Association (AHA)  und das National Heart, Lung and Blood Institute (NHLBI) anschlossen.

Dem liegt die Idee zugrunde, dass zwar die Prävalenz von Bluthochdruck während der Kindheit abnimmt und nur in geringem Maße mit Hypertonie im Erwachsenenalter in Verbindung gebracht wird, das Blutdruckmessen jedoch „weder kostenaufwendig noch kompliziert“ ist, was das Screening möglich macht.

Allerdings weicht der AAP-Leitfaden von der Empfehlung der USPSTF ab, weil er zum Teil unter Hinzuziehung von Expertenmeinung verfasst wurde, während die aktuelle „Erklärung“ ausschließlich auf den verfügbaren wissenschaftlichen Beweisen beruht, wie Silverstein sagt.

Die beiden wesentlichen Gründe, den Blutdruck von Kindern zu messen, sind seltene, aber bedeutsame sekundäre Ursachen der Hypertonie festzustellen oder einen hohen Blutdruck zu entdecken, der durch eine Veränderung des Lebensstils beeinflusst werden könnte.

Die Taskforce hebt hervor, dass es „sich bei der sekundären Hypertonie kaum um die einzige klinische Manifestation des zugrunde liegenden Problems handelt“, die Kinder wären in diesem Fall also nicht asymptomatisch und man würde über das Ziel der Revision hinausgehen. Überdies könnte das Blutdruck-Screening einen hohen Anteil an falschen Positiven hervorbringen, insbesondere, weil es nur „begrenzte“ Belege für ungesunde Perzentile bei Kindern in Bezug auf kardiovaskuläre Erkrankungen im Erwachsenenalter gibt.

Die wissenschaftlichen Nachweise

Die für die Empfehlungen der USPSTF herangezogenen Nachweise stammen aus 42 Studien, von denen keine direkt die Vor- und Nachteile des Screenings und der Behandlung von Hypertonie im Kindesalter für die Gesundheit im Erwachsenenalter bewertet hat.

Es gab eine Assoziation zwischen anomalem Blutdruck in der Kindheit und im Erwachsenenalter, mit einer Odds Ratio von 1,1-4,5, RR  1,45-3,60 und HR 2,8-3,2, aber die Evidenz für diese Assoziation war „gering“.

In der Revision waren die Studien, die die Wirksamkeit der Behandlung bewerteten, insgesamt gemischt. Die Evidenz, die für eine pharmakologische Behandlung sprachen, waren in dreizehn klinischen Studien „moderat“, aber die meisten Kinder in diesen Studien waren zwischen zwölf und vierzehn Jahren alt, was ihre Allgemeingültigkeit entschieden vermindert. Einige Studien, die die Wirksamkeit einer salzarmen Kost und von Entspannungsübungen untersuchten, waren dagegen von „geringer“ Qualität.

Quellen