Dies geht aus einer randomisierten Studie hervor, die im The New England Journal of Medicine erschienen ist und Veränderungen in der klinischen Praxis für die meisten Frauen mit einem HR-positiven, HER2-negativen Tumor und ohne Lymphknotenbefall empfiehlt.
Nach dem chirurgischen Eingriff erhält der größte Teil der Patientinnen eine Hormontherapie und eine Chemotherapie. Bei Frauen, die eine niedrige oder mittlere Punktzahl bei einem Gentest für das Rezidiv-Risiko aufweisen – wie ca. 70 % der Studienteilnehmerinnen – scheint die Chemotherapie jedoch keine feststellbare Wirkung zu haben.
Der in der Studie verwendete Gentest (Oncotype DX Breast Recurrence Score) ist seit mehr als einem Jahrzehnt im Einsatz, auf der Grundlage von Daten, die darauf verweisen, dass er die Extreme des Risikospektrums prognostisch feststellen kann. Diese Daten beruhen jedoch auf Typologien von Chemotherapie und Hormontherapie, die zuvor im Einsatz waren, und es war nicht klar, ob sie auf die modernen Therapien anwendbar sind.
Die Studie von Sparano et al. verbindet den Gentest mit den heutigen Arzneimitteln und beleuchtet außerdem die „Grauzone”, das heißt, die Behandlung von Frauen, deren Risikowert im mittleren Bereich liegt.
An der Studie TAILORx (Trial Assigning Individualualized Options for Treatment) haben 10.273 Frauen aus internationalen Kohorten teilgenommen. Auf der Grundlage des Gentests, dessen Punktzahl von 0 bis 100 reicht, hatten 1629 Frauen Tumoren mit einer niedrigen Punktzahl ≤10 und wurden mit einer endokrinen Therapie behandelt; 1389 Frauen mit einer Punktzahl von ≤26 erhielten dagegen zusätzlich zur endokrinen Therapie auch eine Chemotherapie. Es kamen Standardbehandlungen zum Einsatz. Die übrigen Frauen, mit einer Punktzahl von 11 bis 25, erhielten randomisiert nur eine endokrine Therapie oder eine kombinierte Behandlung. Der primäre Endpunkt der Studie war die Überlebensrate ohne invasives Rezidivkarzinom, einen zweiten Primärtumor oder der Tod – geprüft wurde auf Nichtunterlegenheit der beiden Therapien. Nach 9 Jahren waren die Raten nahezu identisch: 83,3 % der Frauen, die nur eine endokrine Therapie erhalten hatten, und 84,9 % der Frauen mit kombinierter Therapie. „Aber auch andere Endpunkte, wie Fernrezidive, und die allgemeine Überlebensrate, waren ähnlich“, bemerkt Joseph A. Sparano, der Autor der Studie.
„Eine explorative Analyse weist jedoch darauf hin, dass eine zusätzliche Chemotherapie einigen Frauen mit mittlerem Risikowert nutzen könnte“, fährt Sparano fort. Insbesondere Patientinnen im Alter von ≤50 Jahren und einer Punktzahl von 16 bis 25 scheinen nach einer kombinierten Therapie weniger Fernrezidive aufzuweisen.
Insgesamt scheinen drei Gruppen auf eine Chemotherapie verzichten zu können:
- Frauen jeden Alters mit einer Punktzahl von ≤10;
- Frauen >50 Jahre mit einer Punktzahl von 11 bis 25;
- Frauen ≤50 Jahre mit einer Punktzahl von 11 bis 15.
Die Ergebnisse der Studie TAILORx erscheinen darüber hinaus nur wenige Monate nachdem eine Studie gezeigt hatte, dass ein anderer Test – der Genexpressionstest PAM 50 – verwendet werden könnte, um zu entscheiden, welche Patientinnen mit Mammakarzinom im Frühstadium mit einer adjuvanten Chemotherapie behandelt werden sollten.