In den ersten 30 Tagen einer Behandlung der chronisch obstruktiven Lungenerkrankung mit langwirksamen Beta-2-Mimetika (LABA) oder Muskarinantagonisten (LAMA) besteht ein um 50 % erhöhtes Risiko für schwere kardiovaskuläre Komplikationen, wie eine große Fall-Kontroll-Studie aus Taiwan festgestellt hat, die in JAMA Internal Medicine veröffentlicht wurde.
Für die Studie wurden die Daten des National Health Insurance Research Database (2007-2011) herangezogen, um das Risiko von kardiovaskulären Ereignissen bei 284.220 Menschen mit COPD zu analysieren, die zuvor nicht mit LABA oder LAMA behandelt worden waren. Die TeilnehmerInnen waren über 40 Jahre alt (Durchschnittsalter: 71,4 Jahre).
Jedem Patienten, der wegen kardiovaskulärer Ereignisse in die Notfallambulanz oder ins Krankenhaus aufgenommen wurde, wurden vier zufällig ausgewählte Kontrollfälle ohne COPD gegenübergestellt. Man fand 37.719 PatientInnen mit COPD, die eine inhalative Therapie mit LABA oder LAMA begonnen hatten und wegen einer kardiovaskulären Erkrankung im Krankenhaus behandelt werden mussten (durchschnittliches Follow-up: 2 Jahre). Die Ergebnisse wurden mit 146.139 Kontrollfällen verglichen: Es stellte sich heraus, dass der Beginn einer Therapie mit LABA mit einem 1,5-fachen Anstieg des Risikos (IC 95 %= 1,35-1,67; P < 0,001) von kardiovaskulären Krankheiten in den ersten 30 Tagen assoziiert war. Wurde dagegen eine Behandlung mit LAMA angefangen, konnte im gleichen Zeitraum ein um 1,52 erhöhtes Risiko (IC 95%=1,28-1,80; P < 0,001) festgestellt werden. Anders ausgedrückt, tritt in den ersten 30 Tagen der Behandlung 1 schweres kardiovaskuläres Ereignis, das in der Notfallambulanz oder im Krankenhaus behandelt werden muss, je 406 Erst-Verwender von LABA und je 391 Erst-Verwender von LAMA auf.
Nach den ersten 30 Tagen veränderte sich die Situation jedoch und das Risiko von kardiovaskulären Ereignissen nahm nach und nach wieder ab. Nach dieser ersten Phase war der Gebrauch von LABA mit einer Abnahme des Risikos um 9 % und der von LAMA um 12 % assoziiert.
Was sind die Gründe für die Zunahme des kardiovaskulären Risikos im ersten Behandlungsmonat?Man vermutet, dass diese Medikamente mit einer Überaktivierung des sympathischen Nervensystems und einen Anstieg des Zykotinspiegels einhergehen.
Implikationen für die klinische Praxis
Die AutorInnen der Studie schlagen deshalb vor, bei Beginn einer Behandlung mit LABA oder LAMA das kardiovaskuläre Risiko abzuwägen und eventuell eine präventive Therapie in Betracht zu ziehen.
Quelle:
Wang M-T et al. Association of Cardiovascular Risk With Inhaled Long-Acting Bronchodilators in Patients With Chronic Obstructive Pulmonary DiseaseA Nested Case-Control Study. JAMA Intern Med. Published online January 2, 2018. doi:10.1001/jamainternmed.2017.7720
Darüber hinaus sollten der Arzt oder die Ärztin während der ersten 30 Tage der Behandlung besonders wachsam für kardiovaskuläre Symptome sein.