Demenz: die Bedeutung der Prävention

Die AutorInnen der Studie, die von der Psychiaterin Gill Livingston vom University College London koordiniert wurde, weisen darauf hin, die Demenz nicht als unausweichliche Folge des fortgeschrittenen Alters zu betrachten: „Der Lebensstil kann das individuelle Risiko, eine Demenz zu entwickeln, reduzieren oder erhöhen. In einigen Ländern konnte ihr Ausbruch bereits um einige Jahre hinausgezögert werden, während sich in anderen Ländern die Zahl der an dieser Pathologie Erkrankten erhöht hat.“

Welche sind die Handlungsempfehlungen?

Bemühen Sie sich um Prävention.Zu den veränderbaren Risikofaktoren, die ermittelt wurden, zählen Bluthochdruck, geringe Schulausbildung, mangelnde Bewegung, soziale Isolation, Rauchen, Depression, Diabetes und Übergewicht. Aktuelle Untersuchungen haben gezeigt, dass auch Hörverlust einer der Faktoren ist, der das Auftreten einer Demenz fördern kann. In dem Artikel werden darüber hinaus die Mechanismen dargelegt, anhand derer sich diese Risikofaktoren auf die Funktion des Gehirns auswirken. Durch geeignete Maßnahmen, die diesen Risikofaktoren entgegenwirken, könnte man bis zu ein Drittel der Demenzfälle verzögern oder ihnen vorbeugen. Ein Zielwert, den es nicht zu unterschätzen gilt, wie im Editorial hervorgehoben wird: „Einige Schätzungen legen nahe, dass sogar eine Verzögerung des Ausbruchs um ein Jahr mehr als 9 Millionen Demenzfällen bis zum Jahr 2050 vorbeugen könnte, während die Verzögerung des Ausbruchs um 5 Jahre ihre Prävalenz auf weltweitem Niveau halbieren könnte.“

Behandeln Sie die kognitiven Symptome. Nach den AutorInnen des Artikels sollten im Fall einer Alzheimer-Krankheit oder einer Lewy-Körper-Demenz Cholinesterase-Hemmer in allen Phasen der Erkrankung verschrieben werden, oder Memantin im Fall einer schweren Demenz. Die Cholinesterase-Hemmer sind dagegen nicht wirksam im Fall einer leichten kognitiven Beeinträchtigung.

Individualisieren Sie Ihre Betreuung. Eine gute Betreuung ist mit einer medizinischen, sozialen und unterstützenden Versorgung verbunden. Diese sollte passgenau auf die individuellen Bedürfnisse zugeschnitten werden, wobei der kulturelle Kontext, Präferenzen und Prioritäten zu berücksichtigen sind und darüber hinaus die Unterstützung der Pflegepersonen einzuplanen ist, die einem hohen Depressionsrisiko ausgesetzt sind.

Schützen Sie Personen mit Demenz. Es ist erforderlich, eine Balance zwischen dem Schutz vor den mit dieser Kondition verbundenen Risiken (Vulnerabilität, persönliche Vernachlässigung, Schwierigkeiten beim Umgang mit Geld und beim Autofahren) und dem Recht auf persönliche Autonomie zu finden.

Beheben Sie die neuropsychiatrischen Symptome. Ein pharmakologischer Ansatz sollte auf Betroffene mit schweren Symptomen beschränkt werden. Anderenfalls empfehlen sich psychologische und soziale Maßnahmen sowie Umweltmaßnahmen.

Lebensende. Diejenigen, die alte Menschen bis zu ihrem Lebensende betreuen, müssen berücksichtigen, dass ein Drittel von ihnen mit Demenz stirbt. Diese Personen könnten nicht mehr in der Lage sein, Entscheidungen bezüglich ihrer Assistenz oder Behandlung zu treffen, und ihre Präferenzen Ausdruck zu verleihen.

Die Fortschritte bei der Behandlung von Demenz basieren auf den bisher übernommenen Strategien, unterstreichen die AutorInnen abschließend: „All dem vorbeugen, dem man vorbeugen kann, das Behandelbare behandeln und die Person mit Demenz sowie diejenigen, die sich um diese kümmern, unterstützen.“ Diese Form der Unterstützung muss sich innerhalb der Gesellschaft und nicht getrennt von dieser entwickeln, „so we can become truly dementia friendly.“

Quelle
Livingston G, Sommerlad A, Orgeta V, et al. Dementia prevention, intervention, and care. Lancet, published 19 July 2017; DOI: http://dx.doi.org/10.1016/S0140-6736(17)31363-6.
Frankish H, Horton R. Prevention and management of dementia: a priority for public health. Lancet published 19 July 2017 DOI: http://dx.doi.org/10.1016/S0140-6736(17)31756-7