Depression als Nebenwirkung gängiger Arzneimittel

Zahlreiche verbreitete, verschreibungspflichtige Medikamente, darunter hormonelle Verhütungsmittel, Betablocker und Protonenpumpenhemmer, sind mit einem höheren Risiko von Depression verbunden.

Jedoch gibt es, obwohl inzwischen mehr über die Risikofaktoren für Depression auch bei Erwachsenen mit Komorbidität bekannt ist, nur beschränkte Informationen über den Gebrauch von Arzneimitteln, zu deren Nebenwirkungen Depression gehört. Eine ganze Reihe von Studien hat den Zusammenhang von Arzneimitteln und Depression untersucht, aber die wissenschaftliche Beweislage ist nicht für alle Arzneimittelklassen gleich. Zum Beispiel wurde Depression durchgehend mit der Behandlung von Hepatitis C mit Interferon-Alpha in Zusammenhang gebracht: Bei 45-60 % der PatientInnen trat eine leichte oder mittelschwere Depression auf, bei 15-40 % eine mittelschwere bis schwere. Dagegen sind die Nachweise, die Betablocker mit Depression und Suizid in Verbindung bringen, weniger schlüssig.

Die Forscher der im JAMA erschienen Studie konnten auf die Daten von 26.000 Erwachsenen zurückgreifen, die zwischen 2005 und 2014 am National Health and Nutrition Examination Survey teilgenommen haben. Etwa 37 % gab an, in den vorausgehenden 30 Tagen mindestens ein Medikament eingenommen zu haben, bei dem Depression als mögliche Nebenwirkung genannt wird (zum Beispiel Protonenpumpenhemmer); diese Prozentzahl stieg im Laufe der Zeit.

Depression trat bei 5 % der Menschen, die keines dieser Arzneimittel erhielten auf, bei 7 % derjenigen, die eines nahmen, und bei 15 % von jenen, die drei oder mehr Medikamente einnahmen. Überraschenderweise trat bei 61 % der PatientInnen, denen Gabapentin und Cyclobenzaprin zusammen verschrieben wurde, eine depressive Störung auf.

Diese Ergebnisse bringen ein Problem zum Vorschein, das alles andere als unerheblich ist. Wie William E. Chavey, Associate Editor des NEJM, in seinem Kommentar der Studie bemerkt: „Die Autoren empfehlen, dass die Ärzte Depression als Nebeneffekt einiger Arzneimittel in Betracht ziehen sollten. Bis dahin müssten sich die Ärzte erst einmal des Risikos von Depression als möglicher Nebenwirkung bewusst sein. Ich befürchte jedoch, dass dies nicht immer, wenn es angebracht wäre, der Fall ist.“

Quellen: