Eine große Studie hat gezeigt, dass Frauen, die durch künstliche Befruchtung schwanger werden, ein größeres Risiko von Mehrlingsschwangerschaften und Gefäßkomplikationen bei der Geburt aufweisen.
Aus den Daten der US-amerikanischen Datenbank National Inpatient Sample (NIS) geht hervor, dass die Krankenhausgeburten von Kindern, die mit künstlicher Befruchtung gezeugt wurden, unabhängig mit folgenden Komplikation in Verbindung gebracht werden:
- Akute Nierenschädigung der Mutter: 38 vs. 9 auf 10.000 Geburten (adjustierte Odds Ratio [OR] 2,52, IC 95% 1,99-3,19)
- Mütterliche Arrhythmie: 143 vs. 74 auf 10.000 Geburten (adjustierte OR 1,65, IC 95% 1,46-1,86)
- Plazentaablösung: 200 vs. 107 auf 10.000 Geburten (adjustierte OR 1,57, IC 95% 1,41-1,74)
- Kaiserschnitt: 5.489 vs. 3.211 auf 10.000 Geburten (adjustierte OR 1,38, IC 95% 1,33-1,43)
- Frühgeburt: 1.433 vs. 624 auf 10.000 Geburten (adjustierte OR 1,26, IC 95% 1,20-1,32)
Die obstetrischen und vaskulären Komplikationen traten bei Frauen mit Risikofaktoren für kardiovaskuläre Erkrankungen häufiger auf. „Obgleich das absolute Risiko niedrig bleibt, zeigt unsere Studie, dass bei Frauen, die mit künstlicher Befruchtung empfangen haben, während des Krankenhausaufenthalts zur Entbindung sowohl die obstetrischen wie die vaskulären Komplikationen engmaschig überwacht werden müssen, insbesondere wenn sie Risikofaktoren aufweisen. Die Hausärzt:innen und Fachärzt:innen sollten über diese Risiken und Strategien zur Verminderung aufklären“, erklärt Pensée Wu von der Keele University in Staffordshire, die Hauptautorin der Studie.
Das erhöhte Risiko für Geburts- und Gefäßkomplikationen wurde sowohl bei Einzel- wie bei Mehrlingsgeburten beobachtet.
„Es gibt Hinweise, dass das Renin-Angiotensin-Aldosteron-System und die endotheliale Dysfunktion dazu beitragen, das kardiovaskuläre Risiko zu erhöhen. Dabei könnte es sich um eine Mitursache für das von uns entdeckte erhöhte Risiko für vaskuläre Komplikationen handeln“, bemerken die Autor:innen. „Es bleibt jedoch schwierig festzustellen, ob die größere Prävalenz von unerwünschten Ereignissen auf die künstliche Befruchtung zurückzuführen ist oder auf mütterliche Faktoren, die mit der Unfruchtbarkeit oder mit multifaktoriellen Ursachen einhergehen.“
In der Studie wurden Entbindungen mit oder ohne künstliche Befruchtung untersucht, die zwischen 2008 und 2016 im Krankenhaus stattfanden. Dem NIS wurde eine Studienpopulation von mehr als 7,2 Millionen entnommen, die extrapoliert wurde, um 34,2 Millionen Entbindungen im Krankenhaus zu repräsentieren. Von ihnen hatte 0,31 % auf künstliche Befruchtung zurückgegriffen.
Die Frauen, die eine künstliche Befruchtung durchgeführt hatten, waren älter, wohlhabender, hatten eine höhere Wahrscheinlichkeit für Mehrlingsschwangerschaften, von Präeklampsie oder Eklampsie und eine höhere Prävalenz von angeborenen Herzkrankheiten, Dyslipidämie, Herzklappenerkrankungen und Adipositas.
Die Forschenden stellten keine signifikant höheren Zahlen von ischämischem Schlaganfall, peripartaler Kardiomyopathie oder venöser Thromboembolie bei Entbindungen von mit künstlicher Befruchtung konzipierten Schwangerschaften fest.
„In der Zukunft sollte die Forschung untersuchen, wie sich die Optimierung der kardiovaskulären Risikofaktoren vor der künstlichen Befruchtung auf die Schwangerschaftskomplikationen und die langfristige kardiovaskuläre Gesundheit auswirkt“, schließen die Autor:innen.
Quelle
Sardinha L et al. Global, regional, and national prevalence estimates of physical or sexual, or both, intimate partner violence against women in 2018. Lancet 2022; doi: 10.1016/S0140-6736(21)02664-7.