Der Algorithmus YEARS wurde in einer prospektiven Studien bewertet, die in Lancet erschienen ist. An ihr nahmen PatientInnen aus zwölf holländischen Krankenhäusern teil. Der Algorithmus YEARS beruht auf drei Elementen, und zwar:
- klinischen Anzeichen für tiefe Venenthrombose
- Hämoptysis
- dass Lungenembolie die wahrscheinlichste Diagnose ist
Ein weiteres Element, das in Betracht gezogen werden muss, ist der D-Dimer-Wert.
Lungenembolie wird ausgeschlossen bei
- PatientInnen, denen alle drei YEARS-Elemente fehlen und einem D-Dimer-Wert unter 1000 ng/ml
- PatientInnen mit einem oder mehr der drei YEARS-Elemente, aber einem D-Dimer-Wert unter 500 ng/ml
Bei allen Menschen, die diese Kriterien nicht erfüllen, muss eine CT-Angiografie der Lungengefäße gemacht werden.
Auf der Grundlage des Algorithmus YEARS und des D-Dimer-Werts war eine CT-Angiografie bei 1651 Menschen nicht angezeigt (48 %). Werden nur der Wells-Score und ein feststehendes Cut-off des D-Dimers (unter 500 ng/ml) herangezogen, kann die CTA nur bei 1174 Menschen vermieden werden (34 %), das bedeutet einen Unterschied von 14% (95 % CI 12-16).
Nach Ansicht der Autoren der Studie „hat der Algorithmus YEARS gegenüber den anderen Systemen den Vorteil, dass er die Strahlenbelastung und das Risiko von Überdiagnose deutlich senkt, auch dank der Anwendung eines variablen Grenzwerts der D-Dimere auf der Grundlage der klinischen Wahrscheinlichkeit“. Allerdings weist Stavros Konstantinides (Democritus University of Thrace, Alexandroupolis, Griechenland) in einem Kommentar des Artikels darauf hin, dass “der Algorithmus YEARS die Diagnose unterstützen, aber nicht die klinische Beurteilung und einen begründeten Anfangsverdacht auf Lungenembolie ersetzen kann“. Wichtig ist auch zu betonen, dass die meisten Studienteilnehmer PatientInnen aus Arztpraxen waren, „weswegen nicht klar ist, ob die vielversprechenden Ergebnisse der Studie auch auf PatientInnen mit malignen Erkrankungen oder Verdacht auf Lungenembolie während der Schwangerschaft anwendbar sind“. Aber auch wenn hinsichtlich der Optimierung der diagnostischen Tests bei Verdacht auf Lungenembolie noch nicht das letzte Wort gesprochen ist, stellt nach Konstantinides Meinung der YEARS-Algorithmus einen „Meilenstein“ dar.
Quellen:
T van der Hulle, WY Cheung, S Kooij, et al. Simplified diagnostic management of suspected pulmonary embolism (the YEARS study): a prospective, multicentre, cohort study. Lancet (2017) published online May 23.
Comment: Konstantinides SV. Diagnosis of pulmonary embolism: progress after many YEARS. Lancet, Available online 23 May 2017