In einer Studie mit mehr als 2400 Teilnehmerinnen wurde ca. einer von zehn Frauen, die vorher keine Probleme mit Bluthochdruck hatten, im Jahr nach der Geburt Hypertonie diagnostiziert. Der Artikel ist in Hypertension, einer Zeitschrift der American Heart Association, erschienen. Fast ein Viertel der Frauen erhielt die Diagnose mehr als sechs Wochen nach der Entbindung, in einer Zeit, in der viele nicht mehr medizinisch betreut werden.
In den schwersten Fällen kann die postpartale Hypertonie mit potenziell tödlichen Komplikationen einhergehen, darunter Schlaganfall, Herzinsuffizienz und Nierenversagen. Während bekannt ist, dass Frauen, die vor oder während der Schwangerschaft unter Bluthochdruck leiden, gefährdet sind, später im Leben kardiovaskuläre Krankheiten zu bekommen, haben nur sehr wenige Studien das kardiovaskuläre Risiko von Frauen untersucht, die das erste Mal nach einer Geburt Hypertonie entwickeln.
Die Studienautor:innen haben auch nach Faktoren gesucht, die es den medizinischen Fachkräften erlauben würden, die Patientinnen mit Risikoschwangerschaft zu ermitteln. Zu diesem Zweck wurden die Krankenblätter von 8374 Geburten untersucht, die nach einer Schwangerschaft von mindestens 20 Wochen zwischen 2016 und 2018 im Boston Medical Center stattgefunden hatten. In diesem großen Krankenhaus werden im Schnitt mehr Menschen mit niedrigem Familieneinkommen behandelt, die eher keine Krankenversicherung haben oder von Medicaid unterstützt werden.
Die Forschenden untersuchten das Hypertonierisiko von 2465 Frauen aus der Gruppe, die vorher keinen mit der Schwangerschaft verbundenen oder chronischen Bluthochdruck katten. Die Teilnehmerinnen im Alter ab 18 Jahren (54 % Afroamerikanerinnen, 18 % Hispanics) hatten alle an der Schwangerschaftsvorsorge teilgenommen und im gleichen Krankenhaus entbunden. Untersucht wurden demographische und reproduktive Charakteristika sowie das Gewicht und vorhandene Krankheiten wie Typ-2-Diabetes oder Schwangerschaftsdiabetes.
Aus der Datenanalyse ging hervor, dass:
- 298 Frauen (12,1%), die vorher keinen Bluthochdruck hatten, im Jahr nach der Entbindung Hypertonie entwickelten;
- der Großteil der Diagnosen von postpartaler Hypertonie kurz nach der Entbindung gestellt wurde, in 22 % der Fälle aber mehr als sechs Wochen nach der Geburt;
- zu den Risikofaktoren für die Entwicklung von postpartaler Hypertonie ein Alter von 35 Jahren oder darüber, Kaiserschnitt und Rauchen gehörten;
- Frauen, bei denen alle drei Risikofaktoren vorlagen, ein 29 % höheres Risiko für postpartale Hypertonie hatten und das Risiko bei afroamerikanischen Frauen um 36 % erhöht war.
Die Studie hebt hervor, dass es vor allem eines systematischen Ansatzes bedarf, um die Frauen zu ermitteln, die das erste Mal postpartale Hypertonie entwickelt haben, wenn man die besten Behandlungsmethoden für eine ethnisch heterogene Bevölkerung finden will.
Fonte
Parker SE et al. De novo postpartum hypertension: incidence and risk factors at a safety-net hospital. Hypertension 2022:101161HYPERTENSIONAHA12219275.