Geburt mit Präeklampsie: gute Planung ist wichtig

Präeklampsie wird durch Veränderungen der Plazentafunktion und der mütterlichen Blutgefäße verursacht. Sie geht mit einem hohen Risiko von Komplikationen einher, die sowohl die Mutter wie das Kind betreffen, darunter Schlaganfall, Leberschäden, Läsionen der Nieren oder Tod bei den Frauen und vermindertes Wachstum oder Tod des Fötus. Heute besteht die Behandlung in einer anfänglichen Untersuchung von Mutter und Fötus und der Entbindung bei Vollendung der 37. Woche, da zu diesem Zeitpunkt die Risiken für beide am geringsten sind.

Die neue Studie betraf 901 Frauen aus 46 Zentren in Großbritannien, die in zwei Gruppen randomisiert wurden: Bei einer Gruppe war eine geplante frühzeitige Entbindung vorgesehen, während bei der anderen Gruppe das übliche Behandlungsprotokoll galt.

In der ersten Gruppe wurden unverzüglich Corticosteroide verabreicht und die Geburt wurde innerhalb von 48 Stunden nach der Diagnose geplant (sie fand allerdings nicht in allen Fällen statt). Die Steroide dienten dazu, die Lungenreifung der Föten zu fördern. Wenn keine Indikation für einen Kaiserschnitt vorlag, wurde die Geburt eingeleitet.

In der zweiten Gruppe erhielten die Frauen dagegen die übliche medizinischen Behandlung durch Fachpersonal, während kontrolliert wurde, ob Komplikationen wie der unkontrollierten Anstieg des Blutdrucks, Anomalien bei Untersuchungen der Leber, der Nieren oder anderer Blutwerte, Zeichen für Sauerstoffmangel beim Kind oder Eklampsie (Krämpfe) auftraten. Wenn eine dieser Komplikationen vorlag oder die Frau die 37. Schwangerschaftswoche erreichte,  leitete man die Geburt ein.

Zu den Komplikationen bei den Müttern gehören:

  • ein gemessener Blutdruck von mindestens 160 mm;
  • Tod;
  • neurologische Komplikationen wie Eklampsie, Schlaganfall oder transitorische ischämische Attacken, kortikale Blindheit (Verlust der Sehfähigkeit bei gesunden Augen);
  • kardiale Komplikationen wie die Notwendigkeit von drei Antihypertensiva, Herzinsuffizienz, Infarkt, Angina, die Notwendigkeit zu intubieren oder Lungenödem (Flüssigkeit in der Lunge);
  • hämorrhagische Komplikationen, wie Abnahme der Blutplättchen oder Blutungen;
  • Dysfunktion der Leber, Leberruptur oder Leberhämatom;
  • Nierenschäden, akute Niereninsuffizienz oder Dialyse;
  • Plazentaablösung (Lösung der Plazenta von der Gebärmutter vor der Geburt).

Die perinatalen Komplikationen hingegen sind:

  • Ableben innerhalb von 7 Tagen nach der Geburt;
  • perinatale Todesfälle (kurz vor oder nach der Geburt);
  • Behandlung auf der Neugeborenen-Intensivstation.

In der Gruppe mit der geplanten vorgezogenen Entbindung traten bei den Müttern 14 % weniger Komplikationen auf. Auch bei den Kindern dieser Gruppe war eine Verbesserung von 26 % bei den Ergebnissen festzustellen. Diese Mütter entbanden im Schnitt ca. 5 Tage früher, aber die Möglichkeiten einer spontanen vaginalen Geburt waren höher. Die Zahl der schwerwiegenden unerwünschten Ereignisse war in beiden Gruppen ähnlich.

Zusammengefasst zeigt die Studie, dass die Planung einer frühzeitigen Entbindung in der fortgeschrittenen Schwangerschaft, bei der Bluthochdruck auftritt, mit einergeringeren Inzidenz von Komplikationen bei Mutter und Kind sowie geringeren Kosten verbunden ist. Zwar wurden mehr Kinder auf der Frühgeborenen-Intensivstation behandelt, aber die das Kind betreffenden Komplikationen blieben stabil. Das heißt, diese Kinder brauchten weder mehr Sauerstoff oder Ventilation noch mussten sie länger auf  der Intensivstation bleiben. Während es nötig werden könnte, die Ergebnisse an die begrenzten Ressourcen in einem Umfeld mit niedrigen Einkommen anzupassen, dürften die Verbesserungen hinsichtlich von Todgeburten die Risiken der Frühgeburt in dieser Situation übersteigen.

Quelle:
Chappell LC et al. Planned early delivery or expectant management for late preterm pre-eclampsia (PHOENIX): a randomised controlled trial. Lancet 2019 Aug 28. pii: S0140-6736(19)31963-4.