Das Risiko, eine kardiovaskuläre Krankheit zu bekommen und an ihr zu sterben, ist für Frauen geringer als für Männer vergleichbaren Alters, unabhängig davon, wo sie leben. Das sind die Ergebnisse einer Studie der Universität Göteborg an mehr als 160.000 Frauen und Männern in 27 Ländern, die in The Lancet erschienen ist.
Die Studie Prospective Urban Rural Epidemiological (PURE) ist weltweit die erste, die die geschlechtsspezifischen Unterschiede bezüglich der Risikofaktoren, der Behandlung und des Umfangs bei Menschen untersucht, die einen Infarkt (Myokard-Reinfarkt, Myokardinfarkt ) oder einen Schlaganfall erleiden. Die Teilnehmer und Teilnehmerinnen wurden mehr als 10 Jahre lang überwacht.
Die Ergebnisse zeigen, dass die Frauen ein günstigeres Pattern aufwiesen. Allerdings muss berücksichtigt werden, dass sie seltener rauchten und im Schnitt einen niedrigeren Blutdruck und bessere Blutfettwerte hatten. Im Vergleich zu den Männern neigten die gesunden Frauen ohne vorausgegangene kardiovaskuläre Erkrankungen darüber hinaus eher dazu, präventiv wirkende Arzneimittel einzunehmen, den Blutdruck regelmäßig zu kontrollieren und auf das Rauchen zu verzichten.
Häufig wird die Besorgnis geäußert, dass Frauen mit kardiovaskulären Krankheiten weniger intensive Behandlungen verordnet werden, als Männern. Aber die AutorInnen der Studie sind der Ansicht, dass es sich nicht um ein Problem von Diskriminierung handelt: „Wir denken, dass es dabei nicht um eine Diskriminierung der Frauen geht. Eher ist es so, dass Frauen weniger starke Veränderungen der Koronargefäße aufweisen, was bedeutet, dass sie keiner besonders intensiven Behandlung bedürfen“.
Die Studie zeigt, dass die Männer mit Myokardinfarkt häufiger eine invasive Therapie erhielten als die Frauen, zum Beispiel koronare Angioplastien oder Bypass-Operationen. Trotzdem hatten die Frauen ein geringeres Risiko für ein weiteres kardiovaskuläre Ereignis.
Dagegen ging aus der Studie hervor, dass die größten Unterschiede mit dem Einkommen zusammenhängen. Der gravierendste Unterschied bei der Prognose nach einem Myokardinfarkt ist der zwischen armen und reichen Ländern. In Ländern mit niedrigem Einkommen wie Bangladesch, Indien oder Pakistan sterben ca. 40 % der Männer und Frauen innerhalb von 30 Tagen nach einem Myokardinfarkt oder Schlaganfall, während es in Ländern mit hohem Einkommen wie Schweden und Kanada weniger als 10 % sind.
Quelle
Marjan Walli-Attaei et al. Variations between women and men in risk factors, treatments, cardiovascular disease incidence, and death in 27 high-income, middle-income, and low-income countries (PURE): a prospective cohort study. Lancet 2020 May 20;S0140-6736(20)30543-2. doi: 10.1016/S0140-6736(20)30543-2. Online ahead of print.