Bei Patient:innen, die eine Therapie gegen Hypertonie erhalten, kann der Wechsel des Medikaments eine größere Verbesserung bewirken, als die Verdoppelung der Dosis. Dies zeigt eine neue Studie der Universität Uppsala, die im Journal of the American Medical Association (JAMA) erschienen ist.
„Die durch den Wechsel des Medikaments erzielte Wirkung kann zweimal so groß sein wie die durch Verdoppelung der Dosis des Arzneimittels, das schon eingenommen wird. Unsere Studie hat klar gezeigt, dass einige Patient:innen mit einem bestimmten Medikament den Blutdruck besser senken konnten als mit einem anderen. Diese Wirkung ist groß genug, um klinisch relevant zu sein.“
Die meisten Schwed:innen entwickeln früher oder später Hypertonie; in diesem Moment leiden zwei Millionen Schwed:innen unter Bluthochdruck, aber nur einem Fünftel ist es gelungen, ihn mit einer medikamentösen Behandlung unter Kontrolle zu halten. Einige Studien legen nahe, dass nur die Hälfte von ihnen, die Medikamente wie vorgesehen einnimmt. Könnte das daran liegen, dass die Wirkung und die Nebenwirkungen der Medikamente sich von Mensch zu Mensch unterscheiden? Angesichts der Vielfalt an Blutdrucksenkern besteht das Risiko, dass die Patient:innen beim ersten Versuch nicht das beste Medikament erhalten und sich dadurch eine ungenügende antihypertensive Wirkung einstellt, die zudem mit sinnlosen Nebenwirkungen verbunden ist.
Die neue Studie untersuchte, ob es ein optimales Medikament für den Bluthochdruck des einzelnen Menschen gibt und folglich die Möglichkeit einer individuellen Behandlung. An der Studie nahmen 280 Patient:innen teil, die im Laufe eines Jahres hintereinander vier verschiedene Medikamente zu unterschiedlichen Zeitpunkten einnahmen. Die Forschenden stellten fest, dass sich die Wirkung der Behandlung von Individuum zu Individuum deutlich unterschied und einige Patient:innen offensichtlich mit dem einen Medikament einen niedrigeren Blutdruck erreichten als mit dem anderen.
Die Ergebnisse dieser Studie stellen die Strategien der aktuellen Behandlungsleitlinien in Frage, in denen vier Wirkstoffgruppen allen Hypertonie-Patient:innen gleichermaßen empfohlen werden.
„Wenn alle Patient:innen eine individuelle medikamentöse Behandlung erhalten, erzielen wir eine bessere Wirkung, als wenn wir ein Medikament aus diesen vier Gruppen zufällig auswählen. Unsere Studie zeigt, dass die Patient:innen mit dem richtigen Medikament den Blutdruck senken können und wahrscheinlich schneller einen besseren Schutz gegen zukünftige kardiovaskuläre Erkrankungen erreichen“, erklären die Autor:innen.
Quelle
Sundström J, Lind L, Nowrouzi S, Hagström E, Held C, Lytsy P, Neal B, Marttala K, Östlund O. Heterogeneity in blood pressure response to 4 antihypertensive drugs: a randomized clinical trial. JAMA 2023;329(14):1160-1169.