Kardiovaskuläres Risiko: Sport hilft auch bei Vorbelastung

Der Hintergrund
Die Notwendigkeit regelmäßiger Bewegung ist eines der Leitmotive unserer Epoche und wird von politischen Institutionen und Gesundheitseinrichtungen in der ganzen Welt propagiert. Bis jetzt konnte durch Beobachtungsstudien festgestellt werden, dass ein umgekehrter Zusammenhang zwischen Fitness, körperlicher Aktivität und kardiovaskulären Krankheiten besteht und die Bedeutung von Sport bei der Prävention dieser Krankheiten wurde recht eindeutig nachgewiesen.
Sport ist in verschiedener Hinsicht gesund: Unter anderem kräftigt er die Skelettmuskulatur, hält die Blutgefäße jung und wirkt sich positiv auf den Stoffwechsel aus. Im Übrigen wird auch der Herzmuskel gestärkt, wodurch die Gefahr für einen Herzinfarkt sinkt.
Dagegen war wenig darüber bekannt, wie sich Sport auf das Risiko von Menschen auswirkt, die eine hohe Veranlagung zu Herzleiden aufweisen.
 
Die Studie
Eine in Circulation erschienene englische Studie mit mehr als 500.000 Teilnehmern, die in der UK Biobank erfasst sind (eine unschätzbare Ressource, die auch internationalen Forschern offensteht und die Gesundheit und das Wohlergehen einer umfangreichen Gruppe von Freiwilligen zwischen 40 und 69 Jahren im Zeitraum von 2010-2016 überwacht hat), hat einen Zusammenhang zwischen Stärke des Händedrucks, objektiver und subjektiver sportlicher Betätigung und kardiorespiratorischer Fitness mit kardiovaskulären Ereignissen und Tod jedweder Ursache hergestellt (mittleres Follow-up 6,1).
Darauf wurde der Zusammenhang überprüft, indem die Probanden ausgehend von ihrer Veranlagung zu Koronarerkrankungen und Vorhofflimmern stratifiziert und das Erkrankungsrisiko der Teilnehmer in verschiedenen Terzilen von Fitness, körperlicher Aktivität und erblich bedingtem Risiko verglichen wurden (als Bezugspunkt dienten die untersten Terzile)
Es stellte sich heraus, dass Körperkraft, sportliche Aktivitäten und kardiorespiratorische Fitness im umgekehrten Verhältnis zu den untersuchten kardiovaskulären Ereignissen stehen. Die Stärke des Händedrucks und kardiorespiratorische Fitness waren in allen Gruppen mit einem geringeren Risiko für Koronarerkrankungen und Vorhofflimmern verbunden. Insbesondere bei Menschen mit einer familiären Veranlagung zu Herzleiden geht ein hohes Niveau an kardiorespiratorischer Fitness mit einer um 49 % geringeren Wahrscheinlichkeit für Koronarerkrankungen (HR, 0,51; IC 95%, 0,38-0,69) und einem um 60 % geringeren Risiko für Vorhofflimmern (HR, 0,40; 95%; CI 0,30 -0,55) einher.
Erik Ingelsson (Stanford University), einer  der AutorInnen der Studie, fügt hinzu: „Sowohl aerobes Training wie Krafttraining sind von Vorteil und haben unabhängig von der erblich bedingten Vorbelastung eine positive Wirkung“.
 
Implikationen
Unter dem Blickwinkel der öffentlichen Gesundheit, bestätigt die Studie wieder einmal, dass eine Veränderung des Lebensstils deutliche Auswirkungen auf das Krankheitsrisiko hat. Längerfristig könnte die Feststellung von Untergruppen mit erblich bedingtem Risiko, die besonders von einem veränderten Lebensstil profitieren würden, dabei helfen, individuelle Strategien für die Prävention von chronischen Krankheiten zu entwickeln.
 
Quelle:
Tikkanen E et al. Associations of fitness, physical activity, strength, and genetic risk with cardiovascular disease: longitudinal analyses in the UK Biobank Study. Circulation 2018;CIRCULATIONAHA.117.032432, originally published April 9, 2018.