Schon in der Vergangenheit wurden zuckerhaltige Getränke indirekt mit Krebs in Verbindung gebracht, da sie zu Übergewicht beitragen. Nun vermuten die ForscherInnen jedoch, dass diese Assoziation auch auf andere Faktoren, wie den erhöhten Zuckerwert im Blut oder das Bauchfett, zurückzuführen sein könnte. In einem Moment, in dem die Weltgesundheitsorganisation (WHO) über wissenschaftlichen Nachweise diskutiert, die eine Zuckersteuer unterstützen, sind die Ergebnisse dieser Studie von großer Bedeutung.
Insgesamt wurden für die französische Studie NutriNet-Santé (2009-2017) 101.257 Frauen und Männer ab 18 Jahren befragt. Der Konsum von zuckerhaltigen Getränken oder Getränken mit Süßstoff wurde mit Hilfe von Fragebögen zur täglichen Ernährung ermittelt. Die Ergebnisse lassen darauf schließen, dass ein täglicher Konsum von 100 ml zuckerhaltigen Getränken (ca. zwei Dosen pro Woche) das Risiko, irgendeine Art von Tumor zu entwickeln, um 18 % erhöht. Ein um 30 % erhöhtes Risiko „für jede Art von Tumor“ war dagegen bei den Menschen mit dem höchsten Konsum gegenüber denen mit dem niedrigsten zu beobachten. Dieser Anstieg war bei Getränken mit Süßstoff dagegen nicht festzustellen.
Die Studie stellt folglich keinen kausalen Zusammenhang zwischen dem Konsum von zuckerhaltigen Getränken und Krebs fest, sondern zeigt, dass es bei Menschen, die mehr gesüßte Getränke zu sich nehmen, mehr Krebsfälle gibt.
Möglicherweise spielen andere Mechanismen eine Rolle. Die ForscherInnen bemerken, dass der Zusammenhang zum Teil darauf beruhen könnte, dass zuckerhaltige Getränke Übergewicht fördern, das einen Risikofaktor für Tumoren darstellt. Genauer gesagt, zuckerhaltige Getränke könnten unabhängig vom Gesamtgewicht die Zunahme von Bauchfett fördern, was mit einem höheren Krebsrisiko assoziiert wird. Aber auch der hohe glykämische Index süßer Getränke kommt in Frage, den frühere Studien als möglichen Risikofaktor für Krebs festgestellt haben.
Die ForscherInnen regen an, dass die Lebensmittelindustrie die Studienergebnisse berücksichtigen und den Zuckergehalt der Getränke verringern könnte, ohne dabei den Zucker unbedingt durch Süßstoff zu ersetzen. Die französischen Gesundheitsbehörden empfehlen schon heute, den Konsum von Süßgetränken einzuschränken (weniger als ein Glas am Tag), während in Großbritannien im April 2018 eine Steuer auf zuckerhaltige Getränke eingeführt wurde.
„Die Studienergebnisse unterstützen Ernährungsempfehlungen, die raten, wenig Süßgetränke, einschließlich reiner Fruchtsäfte, zu trinken, aber auch politische Maßnahmen wie Steuern und Informationskampagnen, die zu einer Senkung der Krebserkrankungen beitragen könnten“, schreiben die AutorInnen.
Die wissenschaftliche Herausforderung besteht nun darin, den kausalen Zusammenhang herauszufinden. Die Strategie wird darin bestehen, in großen prospektiven Studien weitere Daten zu sammeln, um die Mechanismen zu verstehen, die für diese Assoziation verantwortlich sind.
Quelle:
Chazelas E et al. Sugary drink consumption and risk of cancer: results from NutriNet-Santé prospective cohort. BMJ 2019; 366 :l2408