Sechzehn Expertinnen und Experten der Italienischen Gesellschaft für klinische Biochemie und klinische Molekularbiologie (SIBioC) und der Academy of Emergency Medicine and Care (AcEMC) haben sich zusammengesetzt, um festzustellen, welche diagnostische Verfahren bei einem Notfall am aufschlussreichsten sind und von welchen abzuraten ist.
Es wurde eine Survey durchgeführt, an der acht Mitglieder der SIBioC und acht Mitglieder der AcEMC teilgenommen haben: Alle Teilnehmer haben einer Reihe von dringlichen Labortests, die gewöhnlich in der Notaufnahme verordnet werden, eine Punktzahl vergeben, die einer Bewertung von „sehr empfehlenswert“ (1), bis zu „unter bestimmten Umständen empfehlenswert“ (2) und „nicht sinnvoll“ (3) entsprach. Je nach erreichter Punktzahl, wird die Untersuchung als „sehr empfehlenswert“, „bedingt empfehlenswert“ und „nicht sinnvoll“ eingestuft.
Untersuchungen, die als nicht sinnvoll bewertet werden:
- Creatinkinase-MB und Myoglobin bei Myokardinfarkt
- Cystatin C bei Niereninsuffizienz
- Presepsin bei Infektionen
- HbA1c für die Diagnose von Diabetes in der Notaufnahme
- Laktat-Dehydrogenase bei Muskelverletzungen
Die 22 als “sehr empfehlenswert” eingestuften Untersuchungen sind aus der Tabelle ersichtlich, die den Artikel ergänzt.
Bei einigen Untersuchungen waren sich die beiden Gesellschaften dagegen uneinig. Um nur zwei zu nennen: Fibrinogen bei Blutungen (sehr empfehlenswert für die SIBioC und nicht sinnvoll für die AcEMC) und Myoglobin bei Traumata (sehr empfehlenswert für die SIBioC und nicht sinnvoll für die AcEMC).
Carla D´Apuzzo (Notfallabteilung Ospedale Mauriziano Turin) hat den Artikel im Notfallmedizin-Blog EMPills kommentiert und weist darauf hin, dass die Messung der Amylasen bei akuter Pankreatitis und der Gamma-GT bei Lebererkrankungen „nicht sinnvoll“ ist. Sie fügt hinzu: „Sicher werden viele einwenden, dann wir es mit Expertenmeinungen zu tun haben, die die Basis der Evidenzklassen bilden. Das ist zweifellos wahr, aber diese Arbeit hat meiner Meinung nach den Vorzug, uns mit einem Problem zu konfrontieren: dem, dass Untersuchungen angefordert werden, die unnütz sind. Durch den vernünftigen Einsatz des Labors wird nicht nur die Verschwendung öffentlicher Mittel vermieden, er erspart uns auch eine Menge Ärger. Jede Untersuchung, die wir anfordern, muss im spezifischen Kontext eines Patienten bewertet werden, und unter sorgfältiger Abwägung der Vortestwahrscheinlichkeit“.
„Die unangemessene Verordnung von Laboruntersuchungen kann dramatische Auswirkungen sowohl auf die Laborarbeit wie auf die Pflege haben, stellen die AutorInnen des Artikels, Giuseppe Lippi (Universität Verona) und MitarbeiterInnen fest, und schließen: „Wir hoffen, dass dieser Konsensbericht von SIBioC und AcEMC dazu beiträgt, die Untersuchungen und Untersuchungsanforderungen bei Notfällen zumindest in Italien zu vereinheitlichen“.
Quellen:
Lippi G et al Laboratory testing in the emergency department: an Italian Society of Clinical Biochemistry and Clinical Molecular Biology (SIBioC) and Academy of Emergency Medicine and Care (AcEMC) consensus report. Published Online: 2017-03-31 | DOI: https://doi.org/10.1515/cclm-2017-0077
Carlo D’Apuzzo. Quali esami chiedere in PS? EMPills, 10 Apr 2017