Lungenkrebs-Screening: eine toskanische Studie

In Thorax sind die Ergebnisse der ITALUNG-Studie erschienen. Diese Studie wurde 2004 in der Toskana gestartet: Ihr Ziel war es,die Reduktion der lungenkrebsbedingten Mortalität bei jährlichem Screening mit niedrig dosierter Thorax-CT gegenüber der normalen Versorgung (Usual care) in Hochrisikogruppen zu bewerten.

Warum diese Studie?Die Ergebnisse der amerikanischen Studie National Lung Screening Trial (2011) haben gezeigt, dass das Screening mit niedrig dosierter Spiral-CT gegenüber dem Thorax-Röntgen die Mortalität durch Lungenkrebs um 20 % und die Gesamtmortalität um 7 % senkt. Nach der Publikation dieser Studie wurden die Leitlinien der US Preventive Task Force aktualisiert, sie empfehlen heute das CT-Screening bei Menschen, die aufgrund ihres Alters und ihrer Raucheranamnese ein hohes Risiko aufweisen.

„In Europa wird das Thema noch diskutiert und die heutigen Kenntnisse über Nutzen und Gefahren des CT-Screenings der Lungen werden als nicht ausreichend betrachtet, um die gültigen nationalen Leitlinien zu modifizieren, die das Röntgen-Screening empfehlen“, erklären die AutorInnen der Italung Working Group.

Methode
Die StudienteilnehmerInnen wurden über die Zusendung eines Fragebogens rekrutiert, der an die PatientInnen von 249 AllgemeinärztInnen versandt wurde, die sich in drei toskanischen Städten (Florenz, Azienda Ospedaliera Universitaria di Careggi; Pisa, Azienda Ospedaliera Universitaria Pisana; Pistoia, Azienda USL 3) an der Studie beteiligt haben. In die Studie wurden Menschen zwischen 55 und 69 Jahren aufgenommen, die rauchten oder innerhalb der letzten zehn Jahre mit dem Rauchern aufgehört hatten und 20 Jahre lang mindestens eine Schachtel Zigaretten pro Jahr geraucht haben (20 pack/years).

Insgesamt entsprachen 3206 Menschen den Studienkriterien: 1613 wurden in der Interventionsgruppe und 1593 in der Kontrollgruppe randomisiert. Der Interventionsgruppe wurde eine niedrig dosierte Thorax-Ct über vier Jahre (Basisuntersuchung + drei jährliche Wiederholungen) vorgeschlagen, während der Kontrollgruppe keine Vorsorgeuntersuchung angeboten wurde (Usual care). Alle Teilnehmer (Interventionsgruppe und Kontrollgruppe) erhielten die Möglichkeit, sich kostenlos in ein Antiraucherzentrum zu begeben. Sämtliche Teilnehmer wurden in Bezug auf ihr Weiterleben bis zum 31. Dezember 2014 (durchschnittliches Follow-up: 9,3 Jahre) und in Bezug auf die Lungenkrebs-Inzidenz bis zum 31. Dezember 2013 begleitet (durchschnittliches Follow-up: 8,5 Jahre)

Die ersten Ergebnisse
Nach dem Follow-up wurden in der Interventionsgruppe 67 Fälle von Lungenkrebs und in der Kontrollgruppe 71 Fälle diagnostiziert (rate ratio (RR)=0.93; 95% CI 0.67-1.30). In der Interventionsgruppe wurde darüber hinaus ein höherer Anteil an Lungenkarzinomen des Stadiums 1 festgestellt (36% vs 11%, p<0.001). Die geschätzte Verringerung der lungenkrebsbedingten Mortalität betrug bei neun Jahren Follow-up in der Interventionsgruppe 30 % (RR = 0,70; 95%CI: 0,47-1,03; p = 0,0688) die Reduktion der Gesamtmortalität betrug 17% (RR = 0,83; 95%: 0,67-1,03).

Schlussfolgerungen
Nach Ansicht der Italung Working Group bestätigt die in der Toskana durchgeführte Studie trotz ihrer geringen statistischen Relevanz, dass “eine niedrig dosierte CT nützlich ist für die Verringerung der ursachenspezifischen Mortalität und der Gesamtmortalität von stark gefährdeten Menschen. Die Zahl der diagnostizierten Karzinome in den beiden Gruppen gibt keine Hinweise auf Überdiagnose (die Tatsache, dass es in der Interventionsgruppe sogar weniger sind, ist einer zufälligen Schwankung zuzuschreiben)“.

An diesem Punkt wäre eine gepoolte Analyse ähnlicher in Europa durchgeführter Studien nötig, um das Nutzen-Risiko-Verhältnis des Screenings mit niedrig dosierter CT und die Durchführbarkeit bewerten zu können.

Quellen und Vertiefungen
Paci E, Puliti D, Lopes Pegna A, et al. Mortality, survival and incidence rates in the ITALUNG randomised lung cancer screening trial. Thorax. 2017 Apr 4. pii: thoraxjnl-2016-209825. doi: 10.1136/thoraxjnl-2016-209825.
Puliti D et al Lo screening del tumore polmonare: risultati dello studio randomizzato toscano ITALUNG (pp. 109-112). In: Istituto per lo Studio e la Prevenzione Oncologica: I programmi di screening della regione Toscana. Diciassettesimo Rapporto Annuale. Risultati 2015 (pubblicato dicembre 2016) (http://www.ispo.toscana.it/sites/default/files/Documenti/monografie/17_RAPPORTO.pdf)
Aberle DR, Adams AM, Berg CD, et al. National Lung Screening Trial Research Team. Reduced lung-cancer mortality with low-dose computed tomographic screening. N Engl J Med 2011; 365: 395-409.
Moyer VA. US Preventive Services Task Force. Screening for lung cancer: US Preventive Services Task Force recommendation statement. Ann Intern Med 2014; 160:330–8.