Neue Regeln für Osteoporose

„Wir müssen die Frauen, die schon Knochenbrüche erlitten haben, entschlossen behandeln“, lautet die Zusammenfassung der AutorInnen. Zum Beispiel wird allen Frauen in der Postmenopause empfohlen, ihren Lebensstil anzupassen und die Ernährung bezüglich der Knochengesundheit zu optimieren – insbesondere was Kalzium und Vitamin D angeht – sowie das Risiko von Knochenbrüchen nach 10 Jahren zu überprüfen.

Wie schon in der Vergangenheit, sind weiterhin Bisphosphonate und Denosumab die Mittel der ersten Wahl. Diesen Therapien fügt die Endocrine Society allerdings Teriparatid oder Abaloparatid hinzu, für Patientinnen mit besonders schwerer Osteoporose, multiplen Frakturen und/oder einer sehr geringen Knochendichte.

Alle Frauen, die Medikamente für Osteoporose einnehmen, ausgenommen Anabolika, sollten auf die Kalzium- und Vitamin-D-Zufuhr durch die Nahrung achten, bzw. Nahrungsergänzungsmittel nehmen.

Die Messung der Knochendichte sollte bei besonders gefährdeten Patientinnen alle 1 bis 3 Jahre erfolgen.

Die Risiken der Osteoporosetherapie
Einige atypische Femurfrakturen wurden mit Bisphosphonaten in Verbindung gebracht, so dass die Patientinnen häufig fragen, warum sie ein Medikament zur Vorbeugung von Knochenbrüchen einnehmen sollten, das seinerseits Knochenbrüche begünstigen kann. Jedoch zeigen jüngere Daten, dass „das Risiko von atypischen Femurfrakturen durch Bisphosphonate gering ist“.

Die AutorInnen stellen zudem fest, dass einige Faktoren dieses Risiko erhöhen, besonders eine längere Therapiedauer. „Das ist einer der Gründe, warum wir eine zeitweise Unterbrechung der Therapie bei Menschen empfehlen, die maximal drei Jahre erfolgreich mit einem Bisphosphonat behandelt wurden“.

Ein Vergleich mit den Leitlinien des ACP von 2017
Bei der Einführung in die Leitlinien hebt der Panel der Endocrine Society einige Unterschiede der neuen Leitlinien und zu denen hervor, die das American College of Physicians (ACP) im Jahr 2017 veröffentlicht hat.

So empfiehlt das ACP zum Beispiel, Frauen mit Osteoporose fünf Jahre lange zu behandeln und die BMD während dieser Zeit nicht zu messen und sieht keine Unterschiede bei der Dauer der Therapie mit Bisphosphaten oder Denosumab vor, trotz der unterschiedlichen pharmakokinetischen Profile.

Darüber hinaus enthalten die ACP-Leitlinien weder Empfehlungen zu Abaloparatid, das von der Food and Drug Administration kurz vor ihrer Veröffentlichung zugelassen wurde, noch empfehlen sie Teriparatid bei Patientinnen mit besonders schweren Formen von Osteoporose.

Der Co-Autor der ACP-Leitlinien Robert MacLean erklärt, dass im Allgemeinen „der Prozess, mit dem die Leitlinien des ACP entstehen, auf den wissenschaftlichen Nachweisen beruht, die im jeweiligen Moment vorliegen, in dem entschieden wird, welche Empfehlungen formuliert werden können und welche Empfehlungen das Acp dagegen nicht in der Lage ist zu geben. Das stellt natürlich eine Einschränkung dar, denn in der Tat gibt es keine Studien, die geeignet sind, die klinischen Fragen zu beantworten, die in spezifischen Situationen der Patientinnen auftreten“. Der wichtigste Aspekt, fasst McLean zusammen, ist „welche Informationen die Patientinnen verstehen und jeglicher Kliniker erläutern kann, so dass die Gespräche zur gemeinsamen Entscheidungsfindung hilfreicher sind“.

Quelle:
Eastell R et al. Pharmacological management of osteoporosis in postmenopausal women: an endocrine society clinical practice guideline.The Journal of Clinical Endocrinology & Metabolism 2019; 00221.