Frauen, die nach einer Fehlgeburt niedrig dosiertes Aspirin einnehmen, haben eine größere Wahrscheinlichkeit, eine Schwangerschaft erfolgreich zu Ende zu führen, wie eine Sekundäranalyse von Daten einer randomisierten Studie nahelegt, die soeben in Annals of Internal Medicine erschienen ist.
Die Einnahme von niedrig dosiertem Aspirin an fünf Tagen in der Woche hat zu 15 Lebendgeburten mehr je 100 Frauen (IC 95 % 7,65-21,15) als in der Placebogruppe geführt, erklärt Ashley Naimi von der Emory University in Atlanta.
Darüber hinaus gab es bei den Frauen aus der Aspirin-Gruppe acht mit humanem Choriongonadotropin (hCG) bestimmte Schwangerschaften mehr (IC95% 4,64-10,96) und sechs Aborte weniger (IC95% -12,00–0,20) je 100 Frauen.
Das Aspirin wirkte um so mehr, je früher es verbreicht wurde, mit dem größten Nutzen bei Frauen, die es schon eingenommen hatten, bevor sie schwanger wurden. Die Einnahme von niedrig dosiertem Aspirin hatte dagegen weniger Wirkung, wenn sie erst ab der sechsten Schwangerschaftswoche begann.
„Diese Evidenz zeigt, dass es nötig ist, sich auf die Verbesserung der Adhärenz [tägliche Einnahme von niedrig dosiertem Aspirin] zu konzentrieren, um die Wirkung auf den Ausgang der Schwangerschaft zu maximieren“, fährt Naimi fort. „Auch das Timing ist von Bedeutung, denn wir haben festgestellt, dass die die Wirkung ab der sechsten Schwangerschaftswoche wesentlich geringer ist“.
Die Studie
Die Analyse erfolgte anhand der Daten der EAGeR (Effects of Aspirin in Gestation and Reproduction)-Studie, einer randomisierten kontrollierten Studie, die in vier Universitätskliniken der USA durchgeführt worden war.
Die Gruppe um Naimi untersuchte 1227 Frauen im Alter von 18 bis 40 Jahren, die nicht von Unfruchtbarkeit betroffen waren, zuvor eine oder mehrere Fehlgeburten hatten und schwanger werden wollten.
Die Teilnehmerinnen wurden in eine Gruppe, die 81 mg Aspirin am Tag erhielt, und eine Placebo-Gruppe randomisiert. Das zugewiesene Medikament wurde zusammen mit 400 mcg Folsäure sechs Menstruationszyklen lang, bzw. bis zur 36. Schwangerschaftswoche täglich eingenommen, falls die Teilnehmerinnen schwanger wurden. Die Forschenden bewerteten die Adhärenz an die Vorgabe, indem sie im Follow-up regelmäßig das Gewicht der Medikamentenpackung überprüften.
Einschränkungen
Die AutorInnen merken an, dass die EAGeR-Studie zum größten Teil gebildete Frauen aus Familien mit höherem Einkommen einschloss, wodurch die Ergebnisse nur begrenzt verallgemeinerbar sind. Zudem traten zu wenige Fälle von Nebenwirkungen wie Frühgeburten oder Präeklampsie auf, als dass die StudienautorInnen die Auswirkungen des Aspirins auf diese Ergebnisse bewerten konnten.
Schlussfolgerungen
Auf der Grundlage der Veränderungen der Adhärenz vor und nach der Empfängnis, sollten ÄrztInnen bewerten, wann die Patientin die größte Wahrscheinlichkeit aufweist, die Therapieziele einzuhalten. Zukünftige Studien, fügen die AutorInnen hinzu, sollten sich auf die Bemühungen konzentrieren, die Adhärenz zu verbessern, einschließlich alternativer Verabreichungsformen des Arzneimittels und der Anleitung der Patientin.
Quelle
Ashley I et al. The effect of preconception-initiated low-dose aspirin on human chorionic gonadotropin–detected pregnancy, pregnancy loss, and live birth: per protocol analysis of a randomized trial. Ann Intern Med. [Epub ahead of print 26 January 2021].