Kardiovaskuläre Gesundheit und Lockdown: Frankreich und Deutschland im Vergleich

Eine soeben im European Heart Journal – Digital Health veröffentlichte Studie legt nahe, dass Maßnahmen wie ein Lockdown eine messbare Wirkung auf die vaskuläre Gesundheit haben. Die Studie hat die Auswirkungen eines teilweisen oder vollständigen Lockdowns auf die Gesundheit der Menschen während der ersten Phase der Covid-19-Pandemie untersucht.

Der Lockdown, also die im ganzen Land gültige Ausgangssperre, war die einschneidendste Maßnahme, die ergriffen wurde, um die Ausbreitung der Covid-19-Infektionen zu verhindern. Vorhergehende Studien hatten gezeigt, dass diese Maßnahme zu einem Rückgang der sportlichen Aktivitäten um 54 % führten. Diese Tatsache sowie Beklemmung, finanzielle Probleme und die Schwierigkeit, einen Arzttermin zu bekommen, könnte sich negativ auf die kardiovaskuläre Gesundheit ausgewirkt haben. Auf der anderen Seite hatten die Lockdowns aber auch potentiell positive Auswirkungen auf die Gesundheit von Herz und Kreislauf. Die Leitlinien über die räumliche Distanzierung, die in der ganzen Welt galten, führten zu einer Verringerung der Luftverschmutzung und dazu, dass die Menschen vermehrt zu Hause kochten, wodurch weniger Fastfood und Convenience Food konsumiert wurde. Darüber hinaus hatten die Menschen weniger berufsbedingten Stress und schliefen besser.

Die Forschenden verglichen die kardiovaskuläre Gesundheit der Franzosen mit der der Deutschen.  Frankreich hatte die Bewegungsfreiheit der Bevölkerung stark eingeschränkt und alle nicht wesentlichen industriellen und kommerziellen Aktivitäten wurden ausgesetzt. Dagegen waren die Maßnahmen in Deutschland sehr viel weniger streng.

Die Forschenden wählten 53.043 Menschen in Frankreich und Deutschland aus, deren Gesundheit während des Frühlings 2020 überwacht wurde, als der Lockdown in Frankreich anfing. Ungefähr 21,1 % der französischen Patient:innen, die während des Lockdowns untersucht wurden, zeigte eine allgemeine Verbesserung der kardiovaskulären Gesundheit, die mit einer Verringerung der Gefäßsteifigkeit und des Körpergewichts einherging, trotz der geringeren körperlichen Aktivitäten. In Frankreich entsprach die Verbesserung der Gefäße während des Lockdowns einer Verjüngung des Gefäßalters um drei Jahre.

Dieses Phänomen konnte dagegen in Deutschland, wo der Lockdown begrenzt war, nur in geringem Maße beobachtet werden. Die verminderte Gefäßsteifigkeit, die während des Lockdowns festgestellt wurde, war bei den französischen Teilnehmenden signifikant  ausgeprägter als bei den deutschen Teilnehmenden, ebenso wie die Verjüngung des Gefäßalters. Überdies hatten die Franzosen und Französinnen etwas mehr Gewicht verloren als die Deutschen.

Quelle

Bruno RM et al. Home monitoring of arterial pulse-wave velocity during COVID-19 total or partial lockdown using connected smart scales. European Heart Journal – Digital Health 2022;ztac027.