Schützt die Pille?

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Eine Beobachtungstudie der Universität Uppsala mit mehr als 250.000 Frauen zeigt, dass orale Kontrazeptiva vor der Entstehung von Ovarial- und Endometriumkarzinom schützen. Die Schutzwirkung bleibt auch Jahrzehnte nach dem Absetzen bestehen. Die Studie wurde in Cancer Research veröffentlicht.

Ovarial- und Endometriumkarzinom gehören zu den häufigsten gynäkologischen Tumoren. Das Endometriumkarzinom tritt etwas häufiger auf, wird aber, da es mit eindeutigeren Symptomen einhergeht, häufig in einer frühen Phase erkannt, weswegen die Mortalität eher niedrig ist. Eierstockkrebs gehört dagegen zu den Tumoren mit hoher Mortalität, da er oft erst erkannt wird, wenn er schon auf andere Organe übergegriffen hat.

Die erste Verhütungspille wurden in den 1960er Jahren zugelassen und es wird geschätzt, dass ca. 80 % der Frauen in Westeuropa zu einem gewissen Zeitpunkt orale Kontrazeptiva eingenommen haben. Orale Kontrazeptiva enthalten Östrogene und Progestine, synthetische Formen von weiblichen Sexualhormonen, die vor allem die Aufgabe haben, die Schwangerschaft zu schützen.

Seit dieser Zeit werden orale Kontrazeptiva von Frauen nicht nur für die Familienplanung eingesetzt, sondern auch zur Behandlung von Problemen im Bereich der reproduktiven Gesundheit, darunter das polyzystische Ovarialsyndrom (PCOS), Gebärmutterfibrome oder Endometriose.

Trotz ihrer Verbreitung und der Vorteilen, die sie bietet, wird die Pille häufig mit einer Reihe von Risikofaktoren für bestimmte Krankheiten, insbesondere Tumoren, assoziiert.

Antibabypille und Krebs
Wie das US-amerikanische National Cancer Institute bestätigt, haben mehrere Studien in der ganzen Welt gezeigt, dass Frauen, die orale Kontrazeptiva einnehmen, ein erhöhtes Risiko haben, an Brust- oder Gebärmutterhalskrebs zu erkranken.

Eine 1996 in The Lancet erschienene Studie belegt zum Beispiel, dass Frauen, die die Pille eingenommen haben, ein um 7 % höheres Risiko für Brustkrebs aufweisen, gegenüber Frauen, die niemals orale Kontrazeptiva genommen haben. In der Studie wurde überdies festgestellt, dass das Risiko für Brustkrebs nach dem Absetzen der Pille abnimmt und später nicht wieder ansteigt.

Darüber hinaus zeigt eine weitere, im Jahr 2003 in The Lancet erschienene Studie, dass bei Frauen, die die Pille weniger als fünf Jahre eingenommen haben, das Risiko für Gebärmutterhalskrebs um 10 % erhöht ist, während Frauen, welche die Pille fünf oder neun Jahre lang genommen haben, ein um 60 % erhöhtes Risiko vorliegt.

Auch diese Studie stellt fest, dass das Krebsrisiko nach dem Absetzen der Pille nach und nach abnimmt.

Diese Forschungsarbeiten zeigen, dass das Risiko für einige Tumoren durch die Einnahme von oralen Kontrazeptiva tatsächlich erhöht ist.

Die Studie
Die von Forschenden der Universität Uppsala durchgeführte und in Cancer Research veröffentlichte Studie wurde konzipiert, um die langfristige Wirkung der Einnahme von oralen Kontrazeptiva und das Krebsrisiko zu untersuchen. Zu diesem Zweck nutzten die Forschenden Daten von 256.661 zwischen 1939 und 1970 geborenen Frauen aus der britischen Biobank.

Sie griffen auf die nationalen Register und Eigenangaben zurück, um den Gebrauch von oralen Kontrazeptiva und Krebsdiagnosen zu kontrollieren. Von den berücksichtigten Frauen hatten 210.443 die Pille genommen oder nahmen sie zum Zeitpunkt der Studie immer noch ein.

Die Forschenden entdeckten, dass die Frauen, die die Pille nahmen, gegenüber denen, die das nie taten, ein vermindertes Risiko mit einer OR von 0,72 hatten, an Eierstockkrebs zu erkranken: Ein OR unter 1 zeigt eine negative Assoziation.

Auch ihre Wahrscheinlichkeit, ein Endometriumkarzinom zu entwickeln, war mit einer OR von 0,68 geringer. Tatsächlich war das Risiko für einen dieser Tumoren um so geringer, je länger sie die Pille einnahmen.

Zwar handelt es sich um positive Ergebnisse, aber die Forschenden entdeckten auch, dass das Risiko für Brustkrebs mit 1,02 leicht erhöht war.

„Überraschenderweise haben wir bei Frauen, die orale Kontrazeptiva einnehmen, nur ein leicht erhöhtes Risiko für Brustkrebs festgestellt, das im Übrigen wenige Jahre nach dem Absetzen der Pille verschwindet“, bemerkt Therese Johansson, eine an der Studie beteiligte Forscherin. „Unsere Ergebnisse lassen vermuten, dass sich das Lebenszeitrisiko für Brustkrebs möglicherweise nicht von dem der Frauen unterscheidet, die niemals die Pille nehmen, auch wenn es kurzfristig erhöht ist“, fährt sie fort.

„Wir haben gezeigt, dass die Antibabypille nicht nur vor ungewollten Schwangerschaften schützt, sondern noch weitere positive Wirkungen hat. Unsere Ergebnisse erlaubt es Frauen und ÄrztInnen, besser informierte Entscheidungen darüber zu treffen, für welche Frauen sich orale Kontrazeptiva eignen“.

Quelle
Karlsson T et al. Time-dependenteffects of oralcontraceptive use on breast, ovarian and endometrialcancers.CancerResearch (2020). DOI: 10.1158/0008-5472.CAN-20-2476