Social Media und Depressionen

„Diese Studie ist eine der umfassendsten Forschungsarbeiten über die Auswirkungen unterschiedlicher Arten von Technologie auf das seelische Wohlbefinden von Jugendlichen. Nachdem fast 4000 junge Menschen, die verschiedene Medien nutzen, vier Jahre lang beobachtet wurden, gibt es ein deutlicheres Bild der Beziehung von geistiger Gesundheit und der am Bildschirm verbrachten Zeit“, kommentiert Bernadka Dubicka vom Royal College of Psychiatrists die Studie.

Die ForscherInnen von der Universität Montreal gingen der Frage nach, ob es einen Zusammenhang zwischen depressiven Symptomen und der am Bildschirm verschiedener Geräte verbrachten Zeit gibt. Zu diesem Zweck werteten sie die Daten von 3826 SchülerInnen aus dem Bezirk Greater Montreal aus, die zwischen 2012 und 2018 erhoben wurden. Von den 3826 Jugendlichen erfüllte eine Kohorte von 3659 die Bedingungen für die Teilnahme. Das Durchschnittsalter betrug 12,7 Jahre, bei 47 % (1798) handelte es sich um Mädchen.

Die depressiven Symptome wurden mit dem „Brief Symptoms Inventory“ bewertet, während das Selbstwertgefühl mit der „Rosenberg Self-Esteem Scale“ gemessen wurde. Die TeilnehmerInnen wurden gefragt, wie viel Zeit sie täglich in sozialen Netzwerken, vor dem Fernseher, am Computer oder bei Videospielen (am Computer, Telefon oder an der Spielekonsole) verbringen

Tendenziell stiegen die depressiven Symptome mit jedem Jahr an, und aus den Ergebnissen der Studie ließen sich signifikante Zusammenhänge entnehmen: Mit jeder weiteren in den sozialen Medien verbrachten Stunde war ein Anstieg um 0,64 Einheiten der depressiven Symptome verbunden (IC 95%, 0,32-0,35) und ähnliche Werte wurden hinsichtlich der am Computer verbrachten Zeit festgestellt (0,69; IC al 95%, 0,47-0,91).

Nach Meinung der AutorInnen könnte der Zusammenhang zwischen der in sozialen Medien oder am Computer verbrachten Zeit und einem geringen Selbstwertgefühl darauf zurückzuführen sein, dass die Jugendlichen ständig idealisierten Bildern ausgesetzt sind, denen gegenüber sie sich minderwertig fühlen. Spiele bewirken dagegen weniger soziale Isolation als andere Beschäftigungen am Bildschirm, da häufig mit Freunden gespielt wird.

KinderärztInnen (und Eltern) sollten mit den Jugendlichen über das Thema sprechen, schreibt Catherine Gordon in ihrem Editorial zur Studie, und folglich auch darüber, dass sie ständig idealisierte Körperbilder zu sehen bekommen, die möglicherweise ihr eigenes Körperbild negativ beeinflussen, was zu Essstörungen oder depressiven Symptomen führen kann.

Quelle:
Boers E et al. Association of screen time and depression in adolescence. JAMA Pediatr. Published online July 15, 2019.