Das American College of Cardiology und die American Heart Association haben zusammen mit anderen Vereinigungen in Circulation, im Journal of the American College of Cardiology und in Heart Rhythm die ersten amerikanischen Leitlinien zur Bewertung und Behandlung von Synkopen in publiziert.
Einige Empfehlungen der Leitlinien:
- Während der Anamnese sollte festgestellt werden, in welchen Situationen die Synkope auftritt (zum Beispiel während der Mahlzeiten oder beim Sport), welche prodromischen Symptome und Komorbiditäten vorliegen und welche Medikamente eingenommen werden.
- Bei Betroffenen, deren Zustand ernst ist und wahrscheinlich mit der Ursache der Synkope zusammenhängt, empfiehlt sich die Untersuchung und Behandlung in einem Krankenhaus.
- Eine körperliche Untersuchung dient der Bewertung des Blutdrucks in aufrechter Haltung und die Veränderungen des Herzrhythmus, wenn der oder die Betroffene liegt, sitzt, gerade aufgestanden ist oder drei Minuten lang steht.
- Bei der ersten Bewertung der Person mit Synkope empfiehlt sich zur Feststellung der Ursache (z. B. ventrikuläre Tachykardie) ein 12-Kanal-EKG.
- Die normale bildgebende Diagnostik des Herzens (zum Beispiel transthorakale Echokardiographie oder Magnetresonanztomographie) ist nur dann sinnvoll, wenn die anfängliche Bewertung oder das EKG darauf verweisen, dass die Ursache auf das Herz zurückzuführen ist.
- Eine neurologische Untersuchung mit bildgebenden Verfahren und ein Elektroenzephalogramm sind beim Fehlen von Zeichen und Symptomen, die auf eine fokale Pathologie verweisen, nicht empfehlenswert.
- Bei einigen PatientInnen, bei denen Synkopen auf potenziell fatale Herzrhythmusstörungen zurückzuführen sind, können implantierbare Kardioverter-Defibrillatoren (ICD) hilfreich sein.
- In einigen Fällen stellen Betablocker eine gute therapeutische Option dar.
- Bisweilen ist es angezeigt, die sportlichen Aktivitäten einzuschränken.
- Bei wiederholt auftretenden Synkopen, die auf eine sehr niedrige Herzfrequenz zurückzuführen sind, kann ein Herzschrittmacher sinnvoll sein.
- AthletInnen, die immer wieder ohnmächtig werden, sollten eine kardiologische Untersuchung machen lassen, bevor sie wieder an Wettkämpfen teilnehmen.
- Bei Personen mit moderater oder schwerer arteriosklerotischer koronarer Herzkrankheit ist eine elektrophysiologische Untersuchung angezeigt.
- Bei der Untersuchung und Behandlung älterer Menschen empfiehlt sich ein multidisziplinärer Ansatz und das Hinzuziehen eines Geriaters.
Die Redaktion von CardiacRhythm hat Win-Kuang Shen (Mayo Clinic, Phoenix, Arizona), den Koordinator der Arbeitsgruppe, die das Dokument verfasst hat, gefragt, warum es bis dahin in den USA noch keine Leitlinien zu Synkopen gab: „Die European Society of Cardiology (ESC) hat 2001, 2004 und 2009 Leitlinien zur Synkope herausgegeben. Ich bin mir nicht sicher, warum sie nicht schon früher erstellt wurden. Ich denke, weil die Synkope ein Symptom und keine Krankheit oder spezifische Verfassung ist. Es gab vom American College of Physicians und anderen Gesellschaften durchgeführte Reviews und wissenschaftliche Statements über die mit dem plötzlichen Herztod in Verbindung stehende Synkope, aber keine allgemeinen Leitlinien zur Synkope“.
„Mit diesen Leitlinien kann das medizinische Personal besser informierte Entscheidungen treffen, was zu einer besseren Behandlung der PatientInnen beitragen wird“, fügt Shen hinzu.
Quellen:
Shen WK et al. 2017 ACC/AHA/HRS Guideline for the Evaluation and Management of Patients With Syncope: A Report of the American College of Cardiology/American Heart Association Task Force on Clinical Practice Guidelines, and the Heart Rhythm Society. https://doi.org/10.1161/CIR.0000000000000499 Circulation. 2017;CIR.0000000000000499 Originally published March 9, 2017.
ACC Releases New Guidance For Syncope, 09/03/2017.
First guideline for evaluating and managing syncope released in USA. Cardiac Rhythm News, 14th March 2017 (intervista a Win-Kuang Shen).