Der BMI eignet sich eher, um das Risiko von Vorhofflimmern bei Frauen einzuschätzen, während der Taillenumfang eher geeignet ist, das Risiko bei Männern anzuzeigen. Dies geht aus einer neuen Studie hervor, die im Journal of the American Heart Association erschienen ist.
Der Zusammenhang zwischen Adipositas und Vorhofflimmern gilt als gesichert. Die ForscherInnen wollten nun wissen, in welchem Maße die Verteilung des Körperfetts das Risiko von Vorhofflimmern bei Männern und Frauen anzeigen kann.
Zu diesem Zweck wurden die zwischen 2008 und 2013 in den USA und dem Vereinigten Königreich gesammelten Daten zu BMI, Taillenumfang und EKG von zwei Millionen Senioren analysiert, bei denen keine kardiovaskulären Probleme, einschließlich Herzinsuffizienz und Schlaganfall, vorlagen. Der Erstautor der Studie, Michiel Poorthuis von der Universität in Utrecht, erklärt, dass es sich „wahrscheinlich um die größte Studie dieser Art bis heute“ handele.
Bei ca. 12.000 ProbandInnen – das heißt, 0,6 % – war Vorhofflimmern aufgetreten. Nachdem sie die Variablen wie Bluthochdruck, Diabetes und Rauchen herausgerechnet hatten, stellten die ForscherInnen fest, dass bei Frauen und Männern sowohl ein höherer BMI wie ein größerer Taillenumfang mit einem erhöhten Risiko für Vorhofflimmern assoziiert war.
Jedoch war bei Frauen ein engerer Zusammenhang zwischen dem BMI und dem Risiko für Vorhofflimmern festzustellen, während der Taillenumfang ein besserer Prädiktor bei Männern war. Bei Frauen hat die zusätzliche Berechnung des BMI die Möglichkeit, Vorhofflimmern vorauszusagen, um 23 % verbessert, gegenüber einer Verbesserung von 12 %, wenn der Taillenumfang herangezogen wird. Bei den Männern bedeutete die Messung des Taillenumfangs hingegen eine Verbesserung um 30 % bei der Vorhersage von Vorhofflimmern, gegenüber 23 % anhand des BMI.
„Wirklich spannend ist die Frage: Kann die Gewichtsreduzierung den Umfang des Vorhofflimmerns bei Menschen verringern, die darunter leiden, oder verhindern, dass es auftritt?“, merkt Richard Bulbulia an, Wissenschaftler der Abteilung für Bevölkerungsgesundheit am Nuffield College der Universität Oxford und Koautor der Studie.
Die Antwort auf diese Frage könnte bedeutende Auswirkungen haben: Gemäß den Statistiken der American Heart Association stellt Vorhofflimmern einen wichtigen Risikofaktor für Schlaganfall dar, den bis 2030 ca. 12,1 Millionen AmerikanerInnen erleiden werden. Wenn es nicht behandelt wird, verdoppelt Vorhofflimmern das Risiko für Herztod und ist mit einem fünfmal höheren Risiko für Schlaganfall assoziiert.
Der BMI – ein Standardmaß für Übergewicht und Adipositas – wird gewöhnlich berechnet und von den Ärzten und Ärztinnen bei der Einschätzung des Risikos für Vorhofflimmern berücksichtigt, während das für den Taillenumfang im Allgemeinen nicht gilt.
„Der nächste Schritt ist, darüber nachzudenken, wie wir unseren PatientInnen diese Ergebnisse präsentieren und wie wir die Daten verwenden, um Verhaltensänderungen zu bewirken, die sich auf die Risikoentwicklung ausschlagen könnten“, schließt Matthew Kalscheur, klinischer Kardiologe und Elektrophysiologe an der UW Health in Madison (Wisconsin).
Fonte
Poorthuis MHF, Sherliker P, de Borst GJ, et al. Joint associations between body mass index and waist circumference with atrial fibrillation in men and women. J Am Heart Assoc 2021;10(8):e019025.