Der CHA2DS2-VASc-Score ist das verbreitetste Instrument für die Risikoeinschätzung eines Schlaganfalls und vergibt je einen Punkt für weibliches Geschlecht, Diabetes mellitus, Bluthochdruck, Herzinsuffizienz und ein Alter zwischen 65 und 74 Jahren. Für ein Alter über 75 Jahre, nach einem vorhergehenden ischämischen Ereignis oder einem Schlaganfall gibt es zwei Punkte.
Ausgehend von der Datenbank einer taiwanesischen Versicherung, haben die Wissenschaftler 15.000 Erwachsene (Durchschnittsalter 47,8 Jahre) festgestellt, bei denen zwischen 1997 und 2019 Vorhofflimmern mit niedrigem Risiko diagnostiziert wurde, dass heißt, keiner von ihnen hatte einen CHA2DS2-VASc-Score über 0 (Männer) oder 1 (Frauen). 5861 Frauen hatten eine Punktzahl von 1 und 8745 Männer von 0. Entsprechend der internationale Leitlinien waren diesen PatientInnen keine oralen Antikoagulantien oder Thrombozytenaggregationshemmer versordnet worden.
Während des Follow-ups von 3,4 Jahren entwickelte mehr als ein Drittel der PatientInnen (36,3 %) eine Komorbidität, die den CHA2DS2-VASc-Score erhöhte und sie somit behandlungsbedürftig machte. Bei 16 % der Männer und Frauen geschah dies im ersten Jahr.
„Auch wenn die ÄrztInnen wissen, dass die Punktzahl nie sinkt, sondern immer steigt, haben nur wenige Studien die Veränderungen dieser Punkte untersucht. Diese Studie ist eine wertvolle Ergänzung der vorhandenen Literatur und hilft dabei, den Anstieg des CHA2DS2-VASc-Score bei PatientInnen mit Vorhofflimmern zu quantifizieren“, schreibt Jonathan Hsu, (University of California, San Diego) in MedPageToday.
Aus dem Artikel (wie auch aus neueren Studien) geht folglich hervor, dass das Schlaganfallrisiko variabel ist. Es ist wichtig, sich der Notwendigkeit bewusst zu sein, dass das Risiko für einen Schlaganfall von PatientInnen regelmäßig überprüft werden sollte, damit die Risikoeinschätzung verbessert werden kann und Menschen mit Vorhofflimmern rechtzeitig orale Antikoagulantien erhalten.
Quelle
Chao TF et al. Reassessment of risk for stroke during follow-up of patients with atrial fibrillation. Ann Intern Med 2019 Jan 1. doi: 10.7326/M18-1177. [Epub ahead of print]