Gemäß einer Studie, die im American Journal of Psychiatry erschienen ist, sollte schwangeren Frauen, die wegen affektiven Störungen in Behandlung sind, eine niedrigere therapeutische Dosis Lithium verordnet werden.
Gemäß einer Studie, die im American Journal of Psychiatry erschienen ist, sollte schwangeren Frauen, die wegen affektiven Störungen in Behandlung sind, eine niedrigere therapeutische Dosis Lithium verordnet werden.
Während auf der einen Seite im Allgemeinen die Verwendung von Lithium in den letzten 20 Jahren abgenommen hat, dient das Arzneimittel weiterhin der affektiven Stabilisierung und ist bei Frauen mit bipolarer Störung höchst wirksam.
Laut der Übersichtsarbeit, ist die Einnahme von Lithium während der Schwangerschaft mit einem signifikant höheren Risiko von Missbildungen, Herzfehlern und Fehlgeburten verbunden, geht aber nicht mit einem höheren Risiko von Frühgeburten einher. Lithium ist wirkungsvoller als keine Therapie, um postpartalen Störungen vorzubeugen, was von signifikanter klinischer Relevanz ist, da die Gefahr eines Rezidivs der bipolaren Störung während der Schwangerschaft fast dreimal so hoch ist wie bei Frauen, die nicht schwanger sind.
Auch die Dosierung des Lithiums spielt neben der Einnahme eine Rolle bei den Wirkungen auf die Gesundheit des Fötus und des Neugeborenen. Den Daten der qualitativen Bewertung war ein dreimal höheres Risiko für Herzfehler bei Dosen unter 900 mg pro Tag gegenüber Dosen von 600 mg oder mehr pro Tag zu entnehmen. Das heißt, wenn die Lithium-Dosis im ersten Trimester innerhalb des therapeutischen Spielraums gesenkt wird, kann das Risiko für Missbildungen und Rezidive auf ein Minimum verringert werden.
Bei Frauen mit bipolarer Störung sollte eine Schwangerschaft also am besten so geplant werden, dass die Lithium-Dosis nach und nach bis zur niedrigsten wirksamen Dosierung des therapeutischen Intervalls gesenkt werden kann, insbesondere im ersten Trimester, um Beeinträchtigungen der Gesundheit von Mutter und Kind zu vermeiden.
„Eine sorgfältige Kontrolle der Serumkonzentration von Lithium bei der Schwangeren ist also unablässig, um die klinischen Entscheidungen nach den physiologischen Schwankungen auszurichten, die während der Schwangerschaft auftreten, und zu verhindern, dass die schwangere Frau nicht optimale Dosierungen oder später potentiell toxische Dosen erhält“, erklären die WissenschaftlerInnen. „Vor allem auch für das Kind, bei dem die Nebenwirkungen von Lithium, wie Hypoglykämie, Herzrhythmusstörungen, Schilddrüsendysfunktion und neonatale Toxizität dosisabhängig sind“.
Für Frauen mit bipolarer Störung ist Lithium eine der wirksamsten prophylaktischen Behandlungen. Obgleich einige Frauen bei einer Schwangerschaft möglicherweise die Einnahme von Lithium unterbrechen möchten, muss bei dieser Entscheidung das hohe Risiko eines Rezidivs, auch in der Zeit nach der Geburt, berücksichtigt werden. Einige Frauen könnten stattdessen Lamotrigin oder atypische Antipsychotika einnehmen, wobei selbstverständlich die mit diesen Arzneimitteln verbundenen Risiken und die Gefahr eines Rückfalls bei dem Wechsel des Medikaments bewertet werden müssen, aber in einigen Fällen ist Lithium die beste Wahl.
Quelle
Fornaro M et al. Lithium exposure during pregnancy and the postpartum period: a systematic review and meta-analysis of safety and efficacy outcomes. Am J Psychiatry 2020; 177 (1): 76-92.